bsb-logo
menu

Schlafstörungen

Pavor nocturnus: Nachtschreck

Pavor nocturnus, aus dem lat.: Pavor = Angst, nocturnus = bei Nacht
Pari Sepehrband

Veröffentlicht von Pari Sepehrband am 29.08.2019

Unser Schlaf bestimmt maßgeblich unser allgemeines Wohlbefinden und unsere Lebensqualität. Laut DAK-Gesundheitsreport nimmt die Zahl der Menschen, die unter Schlafstörungen leiden, zu. Pavor nocturnus ist eine dieser Schlafstörungen. Was sich hinter diesem Namen verbirgt, erfahrt ihr hier.

Pavor nocturnus

Pavor nocturnus (aus dem lat.: Pavor = Angst, nocturnus = bei Nacht) ist eine Schlafstörung (gr.: Parasomnie). Sie wird auch als Nachtschreck oder Nachtterror bezeichnet und tritt vor allem bei Klein – und Schulkindern auf. So sollen 40 Prozent

Beim Nachtschreck schrecken Menschen plötzlich aus ihrem Schlaf auf und befinden sich in einem vegetativen Zustand. Die Nachtschreck-Episoden treten in der Non-REM-Schlafphase auf und lösen bei Betroffenen Angst aus. Sie sind in den ersten Minuten nach dem Aufschrecken nicht ansprechbar. Eine Nachtschreck-Episode dauert in der Regel zwischen dreißig Sekunden und drei Minuten

Info Box Logo

Andere Begleiterscheinungen können sein:

Schlafwandeln

 

Schweres Atmen, erhöhter Puls

 

Schweißausbrüche

 

Weit aufgerissene Augen, erweiterte Pupillen

 

Erhöhter Muskeltonus

 

Schwierigkeiten in einen bewussten Wachzustand zu gelangen

 

Verwirrtheit beim Aufwachen

 

Keine Reaktion auf äußere Stimuli (Reize)

Nach einer Nachtschreck-Episode erinnern sich Betroffene in den meisten Fällen nicht mehr an das Geschehene. Wie das Sprechen im Schlaf (lat. Somniloquie), wird auch diese Schlafstörung aus medizinischer Sicht als harmlos eingestuft. Doch kann auch diese Schlafstörung das Leben von Betroffenen und deren Familie belasten. Für Erwachsene geht die Schlafstörung oft mit Gefühlen der Scham einher.

Ursachen

Die Ursachen und begünstigenden Faktoren für den Nachtschreck sind vielfältig. Zu den Ursachen können zählen:

  • Fieber
  • Stress (körperlich, emotional)
  • Schlafmangel, Schlafentzug
  • Veränderte Schlafgewohnheiten
  • Lichteinstrahlung, Lärm
  • Eine gefüllte Blase
  • Ein unbekannte Schlafumgebung
  • Migräne
  • Nebenwirkung von Medikamenten
  • Alkoholeinfluss

In einer Studie der University of Warwick aus dem Jahr 2014 wurde der Zusammenhang zwischen Schlafstörungen und Fällen von Mobbing untersucht. Hierfür wurden etwa 7000 Kinder erst im Alter zwischen acht und zehn und später im Alter von dreizehn Jahren nach ihren Erfahrungen bezüglich Mobbing befragt. Die Langzeitstudie ergab, dass jene, die Mobbing ausgesetzt sind, ein erhöhtes Risiko für Schlafstörungen (Nachtschreck, Alpträume) aufweisen.

Gerade bei Erwachsenen ist Pavor nocturnus oft lediglich ein Symptom für eine andere zugrundeliegende Erkrankung. So weisen Menschen, die von psychischen Erkrankungen (Depression, Angststörung, Bipolare Störung) betroffen sind, ein höheres Risiko für Nachtschreck-Episoden auf.

Andere Erkrankungen oder Gesundheitszustände, die als Auslöser für den Nachtschreck gelten, sind das Restless-Leg-Syndrom, Migräne, die Parkinson-Krankheit oder in seltenen Fällen auch Hirnläsionen. In anderen Fällen hängen die nächtlichen Episoden aber auch mit anderen Schlafstörungen, wie zum Beispiel dem Schlafwandeln oder der Schlafapnoe, zusammen.

Auch genetische Faktoren können Einfluss nehmen, wie eine Studie des Royal College of Psychiatrists aus dem Jahr 1980 ergab. Sie zeigte, dass 96 Prozent

Behandlung

Bei Pavor nocturnus, Nachtschreck, handelt es sich grundsätzlich um eine harmlose Form der Schlafstörung. Meist verschwinden die Symptome so schnell, wie sie gekommen sind. Eine ärztliche Intervention ist in den meisten Fällen nicht notwendig.

Nichtsdestotrotz können die nächtlichen Episoden, insbesondere für Kinder, emotional und körperlich erschöpfend sein. Gerade hier ist es wichtig, dass die Eltern auf beruhigende Art und Weise auf das Kind eingehen. Lautes Einreden oder hastige Berührungen können den Stresszustand intensivieren und sollten daher vermieden werden.

Ganz gleich ob Kind oder Erwachsener – wenn die nächtlichen Episoden zu einer Belastung für das allgemeine Wohlbefinden, die Lebensqualität und die Sicherheit des Betroffenen werden, ist die Konsultierung eines Arztes angebracht.

Zu den Behandlungsmöglichkeiten zählen:

Die Behandlung der eigentlich zugrundeliegenden Krankheit: In vielen Fällen wirken andere Erkrankungen als Auslöser für die Schlafstörung. So kann eine Behandlung dieser Erkrankungen bereits zu einer Besserung führen. Bei psychischen Erkrankungen ist die Konsultierung eines Psychotherapeuten ratsam.

Veränderung der Schlafgewohnheiten: Gerade wenn Schlafmangel, beziehungsweise Schlafentzug die Ursache für die Nachtschreck-Episoden ist, sollte die Schlafhygiene optimiert werden. Regelmäßige Schlafenszeiten und die passende Schlafumgebung sind für Menschen, die unter einer Schlafstörung leiden, besonders wichtig. Gegebenenfalls kann die Konsultierung eines Schlafexperten hilfreich sein.

Stressbehandlung: Für die Fälle, bei denen Stress oder die damit verbundene Angst zu den Nachtschreck-Episoden beitragen und diese gar begünstigen, ist eine therapeutische Behandlung oder Beratung (engl. Counseling) ratsam.

Medikation: Eine medikamentöse Behandlung ist in den meisten Fällen, insbesondere bei Kindern, nicht notwendig und kann gar negative Folgen haben. Jedoch scheint die Behandlung mit Benzodiazepinen oder bestimmten Antidepressiva (Selektive Serotonin-Wiederaufnahmehemmer, kurz SSRI) in einigen wenigen Fällen zu helfen.

Hilfe für Betroffene und deren Angehörige

Weitere Hilfsstrategien für Betroffene und deren Angehörige sind:

Achtet auf eure Schlafhygiene: Müdigkeit und Schlafmangel können zu den Nachtschreck-Episoden beitragen. Gesunder und erholsamer Schlaf wirkt der Müdigkeit auf natürliche Weise entgegen. Frühere und regelmäßigere Schlafenszeiten oder ein Mittagsschläfchen zwischendurch können helfen.

Etabliert feste Routinen und Rituale vor dem Zubettgehen: Diese sollten vor allem der Entspannung und Entschleunigung dienen. Diese Routinen und Rituale können sein: Ein warmes Bad, das Lesen, beziehungsweise Vorlesen eines Buches (idealerweise kein aufwühlender Thriller à la Dan Brown) oder Meditations – und Entspannungsübungen.

Schafft eine sichere Schlafumgebung: Während einer Nachtschreck-Episode schlagen Betroffene oft mit ihren Armen und Gliedern aus. Um eventuellen Verletzungen vorzubeugen, sollten spitze oder zerbrechliche Gegenstände aus ihrer Reichweite entfernt werden. Auf ein Hochbett sollte bei Kindern, die von Pavor nocturnus betroffen sind, verzichtet werden. Fenster sollten geschlossen bleiben.

Findet heraus, was euch stresst: Identifiziert die Stressquellen und versucht euch von diesen zu entlasten. Gerade bei betroffenen Kindern, die ängstlich oder gestresst wirken, ist ein Gespräch über mögliche Ursachen essentiell. Das Risiko für Schlafstörung bei Opfern von Mobbing und Gewalt ist höher. Das Gespräch, beziehungsweise der Austausch mit Lehrern und Erziehern, um die Sicherheit des Kindes zu gewährleisten, ist daher unabdingbar. Psychologische Beratung kann hier helfen.

Weitere Anlaufstellen für psychologische Hilfe findet ihr hier:

Führt ein Schlaftagebuch: Das regelmäßige Führen eines Schlaftagebuchs kann euch Aufschluss über mögliche Muster geben, die die nächtlichen Episoden zusätzlich begünstigen.

Wir wünschen ruhige Nächte!

Häufige Fragen zum Artikel

Quellenverzeichnis

Pari Sepehrband

Als Schauspielerin spielte Pari auf der Bühne und schrieb ihre eigenen Theatertexte. Nach ihrer Schauspielausbildung begann sie das Studium der Publizistik und Theaterwissenschaft. Mittelpunkt ihrer Arbeit ist ein ganzheitliches Verständnis über Gesundheit als Beziehung zwischen Geist und Körper.

pari@besserschlafen.de