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Lifestyle & Schlaf

Geteiltes Glück: Schlafen wir zu zweit besser?

Foto: Pixabay, Pexels.
Pari Sepehrband

Veröffentlicht von Pari Sepehrband am 28.07.2020

Gesunder und ausreichender Schlaf ist für unser Wohlbefinden sehr wichtig. Nun sollen aktuelle Untersuchungen zeigen, dass das gemeinsame Schlafen in einem Bett unser Wohlbefinden zusätzlich steigert. Was da dran ist, erfahrt ihr hier.

Zusammen schlafen

„Zusammen ist man weniger allein“, heißt der Titel eines französischen Romans von Anna Gavalda aus dem Jahr 2004. Der Roman handelt von vier Menschen, die außer ihrer Einsamkeit nicht viel miteinander gemeinsam haben. Zusammen bilden sie eine Wohngemeinschaft und ein Leben, das sie aus ihrer Einsamkeit heraus trägt. „Zusammen ist man weniger allein“ ist eine Aussage, die plausibel erscheint.

Wissenschaftler*innen gehen nun weiter und behaupten: „zusammen schläft man besser“. Sich ein Bett zu teilen soll sich demnach nicht nur positiv auf unseren Schlaf, sondern auch auf unser allgemeines Wohlbefinden auswirken. Ein Team aus Forscher*innen des Zentrums für Integrative Psychiatrie an der Christian-Albrechts Universität Kiel untersuchte in einer Studie das Schlafverhalten von zwölf Paaren.

Hierfür verbrachten die Paare insgesamt vier Nächte in einem Schlaflabor, wo ihre physiologischen Funktionen gemessen und ein individuelles Schlafprofil erstellt wurde. An zwei der vier Nächte schliefen die Studienteilnehmer*innen mit ihren jeweiligen Partner*innen in einem Doppelbett und an den anderen zwei Nächten alleine, in voneinander getrennten Einzelbetten. Zusätzlich füllten die Studienteilnehmer*innen Fragebögen aus, die weitere Kenntnis über die Dauer oder die emotionale Intensität der Beziehung geben sollten.

Die Ergebnisse der Studie zeigten eine erhebliche Veränderung der REM-Schlafphase zwischen dem getrennten Schlafen und dem Zusammen-Schlafen. So stieg die Dauer der REM-Phase um durchschnittlich 10 Prozent an, wenn die Studienteilnehmer*innen mit ihren Partner*innen in einem Bett zusammen schliefen. Gleichzeitig bewegten sich die Studienteilnehmer*innen mehr, wenn sie zusammen schliefen. Dies wirkte sich jedoch nicht negativ auf die allgemeine Schlafqualität aus.

Die emotionale Verarbeitung während des Schlafes ist ein entscheidender Faktor für die psychische Gesundheit (Repetti, Taylor & Seeman, 2002; Silk, Steinberg & Morris, 2003).

Die REM-Schlafphase (Rapid Eye Movement) macht 20 bis 25 Prozent unserer gesamten Schlafenszeit aus. Sie ist die Schlafphase, in der wir am intensivsten träumen. Während wir schlafen, verarbeiten wir Stress und die die damit verbundenen Anstrengungen des Tages. Körper und Geist können sich regenerieren. Es ist insbesondere die REM-Phase, in denen emotionaler Stress und negative Erfahrungen verarbeitet werden. Ob das gemeinsame Schlafen in einem Bett tatsächlich für unsere emotionale Gesundheit gut ist, müssen weitere Untersuchungen zeigen.

Oxytocin: Das Kuschelhormon

Ein weiterer Aspekt, der beim gemeinsamen schlafen eine Rolle spielt, ist der Körperkontakt. Wenn wir zu zweit in einem Bett schlafen, sind sich unsere Körper sehr nah. Zwangsläufig berühren sich unsere Körper, es entsteht Wärme und folglich wird das Hormon Oxytocin ausgeschüttet.

Oxytocin ist ein Hormon und Neurotransmitter, das auch den Namen Kuschelhormon oder auch Bindungshormon genannt wird. Es wird im Hypothalamus gebildet und hat unterschiedliche Funktionen. So kommt es zum Beispiel beim Sex zu einer erhöhten Ausschüttung, was eine Luststeigerung zur Folge hat, aber auch in der Verliebtheitsphase spielt es eine wichtige Rolle. Es stärkt die soziale Bindung und das Vertrauen zwischen Menschen. Neben seiner Funktion für unser soziales Leben, wirkt Oxytocin auch Gefühle von Angst und Wut dämpfen kann.

Das Teilen eines Bettes kann auch die an Entzündungen beteiligten Zytokine reduzieren und Oxytocin fördern, das sogenannte Liebeshormon, welches bekanntermaßen Angstzustände lindert und in demselben Teil des Gehirns produziert wird, der für den Schlaf-Wach-Zyklus verantwortlich ist. (Dr. Wendy Troxel)

Einen weiteren Grund für die positiven Auswirkungen von gemeinsamen Schlafen, sehen Forscher in der Evolution frühen menschlichen Verhaltens. In Zeiten von Höhlen und Säbelzahntigern, war das Leben in Gruppen essentiell für den Schutz und das Überleben der Menschen. Wer nachts alleine und ohne den Schutz anderer Menschen schlief, machte sich angreifbar.

Heute haben wir zwar Türen und Schlösser, mit denen wir uns vor potenziellen Feinden schützen können. Die Abwesenheit eines festen, sozialen Umfelds kann jedoch noch heute instinkthaft zu Angst und Unsicherheit führen. Die Folge sind häufiges Aufwachen während der Nacht und eine generelle Unruhe. Ein evolutionäres Überbleibsel, so Wissenschaftler*innen.

Ob das gemeinsame Schlafen in einem Bett zu besserem Schlaf und einem erhöhten Wohlbefinden führt, hängt natürlich von mehreren Faktoren ab. Entscheidend ist hier vor allem die Qualität der Beziehung, das Vertrauen und die Bindung, die wir mit unserem*r Partner*in teilen.


Quellenverzeichnis

Pari Sepehrband

Als Schauspielerin spielte Pari auf der Bühne und schrieb ihre eigenen Theatertexte. Nach ihrer Schauspielausbildung begann sie das Studium der Publizistik und Theaterwissenschaft. Mittelpunkt ihrer Arbeit ist ein ganzheitliches Verständnis über Gesundheit als Beziehung zwischen Geist und Körper.

pari@besserschlafen.de