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Lifestyle & Schlaf

Kurze Nächte: Verliebt und schlaflos

Jiroe, Unsplash.
Pari Sepehrband

Veröffentlicht von Pari Sepehrband am 06.06.2020

Schmetterlinge im Bauch, auf Wolke Sieben schweben oder die rosarote Brille: Es geht um das intensive Gefühl des Verliebtseins. Was das Verliebtsein mit unserem Schlaf macht und warum unser Herz bei Liebe rast, erfahrt ihr hier.

Was passiert, wenn wir verliebt sind?

Herzrasen, weiche Knie und feuchte Handflächen und ein berauschendes Hochgefühl: Liebe ist spürbar. Egal in wen wir uns verlieben, meist erleben wir ähnliche Symptome und Reaktionen. Dabei sind die Psyche und der Körper gleichermaßen beteiligt. Das Phänomen Liebe ist, trotz vieler wissenschaftlicher Ansätze, aber natürlich immer noch nicht vollständig geklärt.

Dennoch konnten Wissenschaftler*innen schon einiges über die Vorgänge im Körper erfahren. Neben anderen wichtigen Faktoren, spielen Hormone und Botenstoffe beim Verlieben eine wichtige Rolle. Ein Hormoncocktail aus unter anderem Dopamin, Phenylethylamin,Oxytocin und Cortisol sorgen für die typischen Verliebtheitsgefühle.

Dopamin:

Dopamin, auch Glückshormon genannt, ist ein Neurotransmitter des Nervensystems. Dopamin ist Teil des Belohnungssystems und sorgt bei Ausschüttung für euphorisierende Glücksgefühle. Dieser Zustand fühlt sich für uns Menschen nicht nur gut an, sondern kann auch süchtig machen. Doch welche Rolle spielt Dopamin beim Verliebtsein? Wissenschaftler*innen konnten herausfinden, dass es hier zu einer erhöhten Dopamin-Ausschüttung kommt, welche wiederum den rauschähnlichen Zustand von Verliebten erklärt.

Serotonin:

Serotonin ist ein Hormon und Neurotransmitter, der wie Dopamin den Namen Glückshormon trägt. Anders als Dopamin, sinkt der Serotonin-Spiegel paradoxerweise bei Verliebten und verursacht ein Auf und Ab der Gefühle. Wissenschaftler*innen beschreiben den Zustand des Verliebtseins mit einer Form von Obsession oder auch Sucht. Trennungsphasen zwischen den Verliebten hätten demnach ähnliche Folgen wie die Entzugserscheinungen suchtkranker Menschen. Der Ausdruck „krank vor Liebe“ ist eben auf den sinkenden Serotonin-Spiegel zurück zu führen.

Man kann unterschiedliche Menschen, unterschiedliche Geschlechter begehren, aber wir werden uns immer auf die exakt selbe Weise nach ihnen sehnen. (André Aciman)

Phenylethylamin:

Phenylethylamin (PEA) oder auch Verliebtheitshormon ist ein Hormon, das unter anderem bei der Entstehung von Lust und Glücksgefühlen eine Rolle spielt. Der australische Chemiker Peter Godfrey untersuchte die PEA-Blutwerte von studentischen Proband*innen und entdeckte auffällig erhöhte PEA-Blutwerte bei den Proband*innen, die frisch verliebt waren. Der Chemiker sieht in PEA einen Grund für die feuchten Hände von Verliebten, den Kloß im Hals und den sprichwörtlichen Schmetterlingen im Bauch. Dazu kommt, dass PEA die Bereiche des Gehirns, die für das rationelles Denken verantwortlich sind, hemmt und somit „blind vor Liebe“ macht. In kleinen Mengen ist Phenylethylamin übrigens in Schokolade enthalten.

Oxytocin:

Oxytocin ist ein Hormon und Neurotransmitter, das auch den Namen Kuschelhormon oder auch Bindungshormon genannt wird. Es wird im Hypothalamus gebildet und hat unterschiedliche Funktionen. So kommt es zum Beispiel beim Sex zu einer erhöhten Ausschüttung, was eine Luststeigerung zur Folge hat. Gerade nach der anfänglichen Verliebtheitsphase spielt Oxytocin eine wichtige Rolle und stärkt die soziale Bindung und das Vertrauen zwischen Menschen. Gerade Körperkontakt und Wärme regen die Ausschüttung des sogenannten Kuschelhormons an.

Cortisol:

Cortisol ist ein Stresshormon, welches in der Nebennierenrinde produziert wird. Es ist Teil der Kampf- oder Fluchtreaktion unseres Körpers. Es aktiviert Stoffwechselvorgänge unseres Körpers und setzt Energie frei, damit wir in gefährlichen und lebensbedrohlichen Situationen leistungsfähiger sind. Cortisol wirkt demnach wie ein Schutzschild unseres Körpers. Bei Verliebten kommt es zu einer erhöhten Ausschüttung des Stresshormons. Neben Cortisol, werden auch die aufputschenden Hormone Adrenalin und Noradrenalin freigesetzt und sorgen für die typische Aufgeregtheit, Nervösität und das Herzklopfen beim Verliebtsein.

Natürlich spielen, neben dem Hormoncocktail, auch andere Faktoren eine Rolle beim Verlieben und Verliebtsein. So sind Düfte ein weiterer Faktor, der darüber entscheidet, ob wir einander „gut riechen“ können. Aber auch die Psyche spielt eine wichtige Rolle. So sind Gemeinsamkeiten in zum Beispiel moralischen Wertvorstellungen und Weltanschauungen ein Grund, warum wir uns bei anderen Menschen wohlfühlen und unser Dopamin-Belohnungssystem kickt.

Was macht Verliebtsein mit unserem Schlaf?

Verliebte schlafen weniger. Das haben Wissenschaftler*innen der Universität in Basel herausgefunden. In der Studie aus dem Jahr 2007 wurde das Schlafverhalten und die Schlafqualität von 107 Menschen unter psychologischer Beobachtung untersucht. 60 von ihnen gaben an frisch verliebt zu sein, die anderen 47 Studienteilnehmer*innen waren alleinstehend oder befanden sich zu dem Zeitpunkt der Studie in einer langjährigen Beziehung. Die Studienteilnehmer*innen dokumentierten ihr Schlafverhalten und weitere schlafrelevante Informationen in einem Schlaftagebuch.

Die Ergebnisse zeigten, dass jene Studienteilnehmer*innen, die frisch verliebt waren, im Durchschnitt eineinhalb Stunden weniger schliefen als jene, die alleinstehend waren oder sich in langjährigen Beziehungen befanden. Obwohl die Schlafdauer der frisch Verliebten verkürzt war, berichteten sie von einer verbesserten Schlafqualität, einer verminderten Tagesmüdigkeit und einer erhöhten Konzentrationsfähigkeit am Tage.

Der Grund für die verkürzte Schlafdauer ist der Hypomanie-ähnliche Zustand von Verliebten. Die psychologische Beurteilung ergab, dass die verliebten Studienteilnehmer*innen erhöhte Werte auf der Hypomanie-Skala aufwiesen. Bei der Hypomanie handelt es sich um eine deutlich abgeschwächte Form der Manie, einer affektiven Störung, die durch eine gehobene Stimmung, gesteigerte Lebensfreude, aber eben auch einer verkürzten Schlafdauer gekennzeichnet ist.

Neben den überwältigenden Glücksgefühlen gehört eine verkürzte Schlafdauer zu den häufigsten Symptomen, wenn wir verliebt sind. Vor allem die erhöhte Ausschüttung des Stresshormons Cortisol ist dafür verantwortlich, dass Verliebte auch Nachts schlechter zur Ruhe kommen. Verliebte Menschen stehen unter körperlicher, wie auch psychischer und emotionaler Anspannung. Dazu kommt, dass Cortisol, anders als Adrenalin und Noradrenalin, nur sehr langsam vom Körper abgebaut wird.

Neben dem erhöhten Cortisol-Spiegel, ist auch der sinkende Serotonin-Spiegel ein Grund für die kürzeren Nächte, wie die Wissenschaftlerin Donatella Marazziti bestätigt:

Das für Entspannung und Wohlbefinden verantwortliche Glückshormon Serotonin sinkt, was dazu führt, dass Sie von Ihrem*r Geliebten besessen sind und immer wieder über die romantischen Zeiten nachdenken, die Sie mit ihm*ihr verbracht haben. Das Verlieben erzeugt einen biologischen Zustand, der ähnlich hoch ist wie der von Kokain.

Dazu kommt, dass das Schlafhormon Melatonin aus Serotonin gebildet wird. Das Schlafhormon wird bei Dunkelheit ausgeschüttet und reguliert unseren Schlaf, beziehungsweise den Tag-Nacht-Rhythmus unseres Körpers. Das Erstaunliche bei der verkürzten Schlafdauer beim Verliebtsein ist, dass sie nicht oder selten mit einer verschlechterten Schlafqualität assoziiert wird. Parallel zu der verkürzten Schlafdauer, nimmt auch das subjektive Schlafbedürfnis ab.

Wenn die Phase des Verliebtseins langsam abklingt, regulieren sich die Hormon-Werte wieder und auch das Schlafverhalten passt sich an. Natürlich reicht eine rein biologische oder psychologische Perspektive nicht aus, um das das Phänomen Liebe zu beschreiben. Die unterschiedlichen Perspektiven und Dimensionen, die dieses Thema bereithält, bleiben ein spannendes Feld.



Quellenverzeichnis

Pari Sepehrband

Als Schauspielerin spielte Pari auf der Bühne und schrieb ihre eigenen Theatertexte. Nach ihrer Schauspielausbildung begann sie das Studium der Publizistik und Theaterwissenschaft. Mittelpunkt ihrer Arbeit ist ein ganzheitliches Verständnis über Gesundheit als Beziehung zwischen Geist und Körper.

pari@besserschlafen.de