Zeitumstellung
Zweimal im Jahr werden in Deutschland die Uhren umgestellt. Einmal im Frühling und einmal im Herbst. So wird am letzten Sonntag im März um 2 Uhr die Stundenzählung von der Mitteleuropäischen Zeit (MEZ), auch Winterzeit genannt, um eine Stunde auf 3 Uhr vorgestellt. Damit beginnt die Stundenzählung in Mitteleuropäischer Sommerzeit (MESZ). Diese Zeitumstellung hat zur Folge, dass wir eine Stunde "weniger" Schlaf bekommen. Abends bleibt es eine Stunde länger hell und morgens geht die Sonne eine Stunde später auf.
Die zweite Zeitumstellung im Herbst jeden Jahres fällt auf den letzten Sonntag im Oktober. An diesem Tag werden die Uhren um 3 Uhr MESZ um eine Stunde auf 2 Uhr zurückgestellt, womit die Stunden wieder in Mitteleuropäischer Zeit (MEZ) angegeben werden. Im Zuge des Wechsels von Sommerzeit auf Winterzeit wird uns eine Stunde "geschenkt". Allerdings wird es auch eine Stunde früher dunkel, dafür morgens aber auch eine Stunde früher hell.
Zeitumstellung: Damals und heute
Die Sommerzeit wurde in Deutschland im Jahr 1916 eingeführt und bis ins Jahr 1918 beibehalten. Die Einführung folgte der Idee, die Stunden mit dem meisten Tageslicht möglichst effizient mit den Stunden des Tages in Einklang zu bringen. Also die gesetzliche Zeit, beziehungsweise Normalzeit, an die Sonnenzeit anzugleichen.
In den Jahren zwischen 1919 und 1939 gab es keine Zeitumstellung in Deutschland. Sie wurde erst im Jahr 1940 wiedereingeführt und blieb bis 1949 in verschiedenen Ausprägungen bestehen. Zwischenzeitlich wurde in Teilen Deutschlands sogar eine doppelte Sommerzeit, also eine Hochsommerzeit eingeführt.
In den Jahren 1950 bis 1979 gab es lediglich die Winterzeit und damit keine Zeitumstellung in Deutschland. Die aktuelle Regelung zur Sommerzeit trat in Deutschland im Jahr 1980 als Teil der Europäischen Gemeinschaft in Kraft. Begründet wurde die Einführung mit einem vermeindlichen Stromersparnis: Zeitumstellung aus energiepolitischen Gründen.
Doch was hat es damit auf sich und ist die Zeitumstellung sinnvoll oder nicht?
Die Sinnhaftigkeit der Zeitumstellung wird bereits seit ihrer letzten Einführung in Deutschland und Europa immer wieder diskutiert. Besonders, weil es bis heute keine Belege für eine tatsächliche Stromersparnis durch die Zeitumstellung gibt.
Eine Vielzahl an öffentlichen Stellen hält die Möglichkeit, durch eine Zeitumstellung Energie einzusparen, inzwischen sogar für widerlegt. So schrieb das Bundesumweltamt in einer Stellungnahme:
Durch das Vor- und Zurückstellen der Uhren sparen wir keine Energie. Zwar knipsen die Bürgerinnen und Bürger im Sommer abends weniger häufig das Licht an, allerdings heizen sie im Frühjahr und im Herbst in den Morgenstunden auch mehr – das hebt sich gegenseitig auf.
Auch der Bundesverband für Energie- und Wasserwirtschaft "kann seit Jahren keine Sparwirkung durch den Dreh am Zeiger erkennen", wie es in einer Pressemitteilung des Verbandes heißt.
Immer weniger Menschen halten die Zeitumstellung für sinnvoll. Der nicht belegbare umweltpolitische Effekt der jährlichen Zeitumstellung steht somit messbaren negativen Effekten auf den Körper und den Schlafrhythmus gegenüber.
64 Prozent der Deutschen geben an, im Zuge der Zeitumstellung mit Schlafproblemen zu tun zu haben. Drei Viertel der Deutschen sprechen sich für eine Abschaffung der Zeitumstellung aus. Die Sinnhaftigkeit der Zeitumstellung darf mittlerweile bezweifelt werden.
Zeitumstellung: Negative Effekte
Negative Effekte für den menschlichen Biorhythmus
Die negativen Auswirkungen auf den menschlichen Körper und den Schlaf-Wach-Rhythmus hingegen sind inzwischen hinreichend untersucht und belegt. Kritiker verweisen auf Schlafstörungen, die aus der Zeitumstellung resultieren. Zudem kommt es zu höheren Unfallzahlen im Straßenverkehr und einer verminderten Leistungsfähigkeit. Ein Anstieg an Herzinfarkten und Rettungsdienst-Einsätzen nach dem Umstellen der Zeit konnte ebenfalls beobachtet werden. Ob dieser Anstieg tatsächlich auf die Zeitumstellung zurückzuführen ist, lässt sich natürlich nicht eindeutig belegen.
Betroffene im Mini-Jetlag
Bei vielen Menschen entsteht durch die Zeitumstellung ein Mini-Jetlag und der sogenannte "Zirkadiane Rhythmus", der hauptsächlich durch das Tageslicht gesteuert wird, gerät durcheinander.
Mediziner und Chronophysiologen schätzen die Folgen dieses Eingriffs in die innere Uhr der Menschen als sehr langanhaltend ein. Menschen, die besonders auf saubere Schlafhygiene und einen regelmäßigen Schlafrhythmus angewiesen sind, leiden noch mehrere Wochen nach der Zeitumstellung unter schlechterem Schlaf.
Hat die EU die Sommerzeit abgeschafft?
Zwischen Anfang Juli und dem 16. September 2018 hat die Europäische Union eine öffentliche Befragung der Bürger bezüglich einer Abschaffung der Sommerzeit durchgeführt. An dieser Online-Umfrage haben rund 4,6 Millionen Menschen teilgenommen, davon allein 3 Millionen aus Deutschland. Das Ergebnis: 84 Prozent der Befragten sprachen sich gegen die Zeitumstellung und somit gegen die Sommerzeit aus.
Auf Grundlage dieser Ergebnisse, aber auch unter Berücksichtigung andere Studien, hat die EU-Kommission einen Vorschlag vorgelegt, welcher es den Mitgliedsstaaten ab dem Jahr 2020 erlaubt, die Zeitumstellung individuell zu regeln. Da das Ergebnis der Befragung keinen bindenden Charakter hat, könnte es nach 2019 zu einem Flickenteppich der Zeitzonen in der EU kommen, wenn einzelne Mitgliedsstaaten die Sommerzeit abschaffen und andere nicht.
Bundeskanzlerin Angela Merkel hat sich für eine Abschaffung der Sommerzeit in Deutschland ausgesprochen und sprach dabei von einer "hohen persönlichen Priorität". Eine endgültige Entscheidung steht aber noch aus. Für die Gegner der Zeitumstellung war das Umfrageergebnis ein wichtiger erster Schritt auf dem Weg zu einem ungestörten Schlafrhythmus.
Tipps gegen den Mini-Jetlag
Die Zeitumstellung löst bei vielen Menschen einen Mini-Jetlag aus. Sie leiden unter verminderter Schlafqualität, Ein - und Durchschlafstörungen und einer generellen Tagesmüdigkeit. Wir haben für euch einige Tipps gesammelt, mit denen ihr dem Mini-Jetlag entgegenwirken kann.
Am ersten Tag nach der Zeitumstellung solltet ihr zur normalen Aufstehzeit aufzustehen. Bei der Umstellung von Sommer - auf Winterzeit ist es sogar ratsam, eine halbe Stunde früher aufstehen. Die stückweise Anpassung die spätere Aufstehzeit fällt bekanntlich leichter als umgekehrt. Außerdem könnt ihr die "gewonnene Zeit" nutzen, um eine neue Morgenroutine zu etablieren.
Am Vorabend der Zeitumstellung empfiehlt es sich besonders, auf eine gute Schlafhygiene zu achten: Nicht zu spät und vor allem nicht zu fettig essen, auf Alkohol verzichten und das Smartphone eine Pause gönnen.
84 Prozent der Umfrageteilnehmer sprachen sich gegen die Zeitumstellung und somit gegen die Sommerzeit aus.
Wie wäre es mit einer Meditation, die Ruhe und Entspannung fördert. Die positive Wirkung von Meditation und Achtsamkeit auf unseren Schlaf sind durch aktuelle Studien belegt. Außerdem gibt es zahlreiche pflanzliche Mittel, die das Einschlafen erleichtern. Zum Beispiel Pflanzenextrakte wie Melisse, Baldrian, Hopfen oder Passionsblume. Auch Melatonin-Präparate könnten einer Störung des Schlafrhythmus entgegen wirken. Eine regelmäßige Einnahme vor und nach der Zeitumstellung kann die Negativfolgen des verschobenen "Zirkadianen Rhythmus" abschwächen oder sogar völlig verhindern.
Ein kurzer Spaziergang an der frischen Luft kann die Uhr zwar nicht zurückdrehen, aber für Geist und Körper heilsam wirken. Ebenso wichtig: viel trinken!
Berücksichtigt ihr diese Tipps, könnt ihr die Folgen der Zeitumstellung klein halten. Für wen sie dennoch immer wieder ein Ärgernis ist, der kann darauf hoffen, dass die Zeitumstellung bald abgeschafft wird.
Häufige Fragen zum Artikel
Die Zeitumstellung im Herbst fällt immer auf den letzten Sonntag im Oktober. Die Uhren werden von 3 auf 2 Uhr zurückgestellt.
Als einzige "richtige" Zeit wird von vielen Menschen die Sonnenzeit, also die durch den Sonnenstand bedingte Zeit am jeweiligen Ort verstanden. Dadurch, dass diese sich aber über die Jahreszeiten verschiebt ist die "Normalzeit" unterschiedlich weit weg von der Sonnenzeit. In dem Sinne gibt es keine "richtige" Zeit. Da aber die Mitteleuropäische Sommerzeit (MESZ) eine Anpassung der Mitteleuropäischen Zeit (MEZ) darstellt, verstehen viele Menschen die mitteleuropäische Zeit als Normalzeit.
Im Jahr 2018 hat auf EU-Ebene eine Bürgerbefragung zur Abschaffung der Sommerzeit stattgefunden. Die Befragten haben sich mit deutlicher Mehrheit für eine Abschaffung ausgesprochen. Das Ergebnis ist allerdings nicht bindend, sodass verschiedene Regelungen für verschiedene Staaten der EU denkbar sind. Die Chancen für eine Abschaffung ab 2020 stehen aber für viele EU Staaten sehr gut.
Funkuhren, so wie die meisten Handys und Computer, nehmen die Zeitumstellung automatisch und auf Basis der von der Physikalisch-Technischen Bundesanstalt (PTB) verbreiteten Zeitbasis vor. Die Aufgabe der Bereitstellung dieser Zeitbasis durch das PTB regelt das Deutsche Einheiten- und Zeitgesetz. Grundlage sind mehrere Atomuhren, deren exakte Zeit über Funk und das Internet bezogen werden können.
In Deutschland gab es seit 1916 verschiedene Systeme der Zeitumstellung. In den Jahren 1950 bis 1979 gab es lediglich die Winterzeit in Deutschland und damit keine Zeitumstellung. Die noch heute geltende Regelung mit einem Wechsel zwischen Mitteleuropäischer Zeit und Mitteleuropäischer Sommerzeit existiert seit dem Jahr 1980.
Das Argument für eine Zeitumstellung war eine bessere Nutzung der Stunden mit Tageslicht und dadurch eine Energieersparnis. Um dies zu erreichen, wurde versucht die Sonnenzeit an die Normalzeit durch das Einführen einer Sommerzeit anzugleichen. Da aber eine Energieersparnis durch eine Zeitumstellung inzwischen widerlegt ist, fehlt in den Augen vieler ein stichhaltiger Grund, die Zeit zweimal im Jahr umzustellen.
Folgen der Zeitumstellung können Schlafstörungen, Tagesmüdigkeit, Konzentrationsschwierigkeiten, Abgeschlagenheit und eine verminderte Leistungsfähigkeit am Tag sein. Außerdem steigt um die Zeitumstellung herum die Zahl an Verkehrsunfällen und akuten Herz-Kreislauf-Leiden.
Die menschengemachte Zeitumstellung hat keine Auswirkungen auf Flora und Fauna. Der Tag-Nacht-Rhythmus von Tieren und Pflanzen richtet sich einzig und allein nach den Phasen des Tageslichtes und der Dunkelheit. Somit gibt es für Flora und Fauna lediglich eine Zeit, welche der Sonnenzeit entspricht.
Direkte wirtschaftliche Folgen einer Anpassung der Zeitbasis können nicht belegt werden. So gibt es keine nachweisbare Energieersparnis durch die Zeitumstellung. Denkbar sind negative Effekte auf Produktivität und ein Anstieg der Unfallwahrscheinlichkeit.
In den meisten Bundesstaaten der USA existiert eine Umstellung der Zeit auf eine Sommerzeit. Von 51 Statten nehmen 49 diese Umstellung auf Sommerzeit jedes Jahr im März vor. Die Rückkehr zur Winterzeit findet dann jeweils im November statt. Lediglich Hawaii verzichtet auf eine Zeitumstellung und im US Bundesstaat Arizona gibt es, abgesehen vom nordöstlichen Teil des Territoriums, keine Sommerzeit.
Der Sinn einer Zeitumstellung wird innerhalb der Europäischen Union inzwischen sehr kritisch gesehen. Belege für die ursprünglich angestrebte Energieersparnis gibt es nicht. Die weitreichenden negativen Folgen für den menschlichen Organismus und Biorhythmus hingegen gelten als gesichert. Aus diesen Gründen wird die Sinnhaftigkeit der Zeitumstellung angezweifelt.