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Schlafstörungen

Depressionen und Schlafstörungen

Megan Boekhorst, Unsplash.
Pari Sepehrband

Veröffentlicht von Pari Sepehrband am 24.05.2020

In etwa 350 Millionen Menschen leiden weltweit unter einer Depression. In Deutschland sind im Laufe eines Jahres etwa 8,2 Prozent der Bevölkerung betroffen. Wie Schlafstörungen und Depressionen zusammenhängen, erfahrt ihr hier.

Depression

Eine Depression ist eine psychische Erkrankung, die mit zahlreichen Beschwerden einher geht und das Leben von Betroffenen erheblich einschränken kann. Die Weltgesundheitsorganisation WHO spricht hier von der zweithäufigsten Volkskrankheit. Gleichzeitig gehören Depressionen laut der Stiftung Deutsche Depressionshilfe zu den immer noch am meisten unterschätzten Erkrankungen. Insbesondere Frauen gehören zu einer vulnerablen Personengruppe und erkranken häufiger als Männer. So litten im Jahr 2018 11,3 Prozent der Frauen und 5,1 Prozent der Männer an einer Depression.

Hierbei handelt es sich selbstverständlich um offiziell erhobene Zahlen, die Dunkelziffer liegt laut Psycholog*innen deutlich höher. Grund hierfür ist die immer noch bestehende Stigmatisierung und Diskriminierung von Betroffenen. Neben den psychischen und körperlichen Beschwerden, leiden Betroffene unter sozialen und ferner auch ökonomischen Folgen durch eine etwaige Arbeits – und Leistungsunfähigkeit.

Menschen, die an einer Depressionen erkranken, erleben demnach mehrfache Ausgrenzung, welche den Krankheitsverlauf zunehmend erschweren. Aus Scham und Angst vor Ausgrenzung nehmen viele Betroffene keine professionelle Hilfe in Anspruch und bleiben im Verborgenen.

Während des Krankheitsverlaufs kann es zu Suizidgedanken – und impulsen kommen. Sie sind ein häufiges Symptom und machen die Depression oft zu einer lebensbedrohlichen Erkrankung.

Diagnose und Symptome einer Depression

Depressive Erkrankungen gehören zu den affektiven Störungen. Affektive Störungen sind ein Sammelbegriff für psychische Erkrankungen, bei denen es über einen längeren Zeitraum zu Veränderungen der Stimmungslage kommt. Dabei verhalten sich Depression (übermäßige Trauer, Niedergeschlagenheit) und Manie (übermäßiges Hochgefühl, Euphorie) als gegensätzliche Pole der affektiven Störungen.

Die Diagnose von affektiven Störungen wie von Depressionen erfolgt auf Grundlage des internationalen Klassifikationssystems ICD-10 (International Classification of Diseases). Hier geht es hauptsächlich um die Symptome der Erkrankung und ihren Verlauf, der Dauer und dem Schweregrad, sowie den daraus resultierenden Einschränkungen im Leben der Betroffenen.

Zu den Hauptsymptomen einer Depression zählen:

  • Verlust von Interesse und Freude
  • Depressive Stimmungslage
  • Verminderter Antrieb

Zu den Zusatzsymptomen einer Depression zählen:

  • Schuldgefühle und Gefühle von Wertlosigkeit
  • Appetitminderung
  • Negative und pessimistische Zukunftsperspektiven
  • Vermindertes Selbstwertgefühl und Selbstvertrauen
  • Verminderte Konzentration und Aufmerksamkeit
  • Suizidgedanken/Suizidhandlungen
  • Schlafstörungen

Je nach Anzahl der Symptome, wird zwischen einer leichten depressiven Episode (mindestens zwei Hauptsymptome und zwei Zusatzsymptome), einer mittelgradig depressiven Episode (zwei Hauptsymptome und mindestens drei, aber höchstens vier Zusatzsymptome) und einer schweren depressiven Episode (alle drei Hauptsymptome und mindestens vier Zusatzsymptome) unterschieden. Daneben können depressive Episoden noch zusätzlich spezifiziert werden (Suptypen).

Die Winterdepression oder auch saisonal abhängige Depression ist ein bestimmter Subtyp einer rezidivierenden, also wiederkehrenden, depressiven Störung. Hier erfährst du mehr.

Schlafstörungen und Depression

Schlafstörungen können als Nebensymptome einer Depression auftreten und das Leben von Betroffenen zusätzlich belasten. So klagen 75 Prozent der Menschen, die unter einer Depression leiden, über eine verminderte Schlafqualität und regelmäßig auftretenden Schlafstörungen.

Betroffene haben erhebliche Probleme einzuschlafen (initiale Insomnie), wachen während der Nacht mehrmals oder morgens sehr früh auf (terminale Insomnie) und empfinden ihren Schlaf als allgemein wenig erholsam.

Ferner stehen Schlafstörungen und psychische Erkrankungen wie Depressionen in einer wechselseitigen Beziehung zueinander, wie Axel Steiger, Oberarzt und Leiter der Ambulanz für Schlafmedizin am Max-Planck-Institut für Psychiatrie in München-Schwabing, bestätigt:

Schlafstörungen können Ursache und Folge von Depressionen sein, oder anders ausgedrückt: Sie sind ein Symptom und zugleich ein Risikofaktor. So erhöhen sie beispielsweise das Depressionsrisiko massiv.

Ausreichender und erholsamer Schlaf ist für unsere Gesundheit eine wichtige Voraussetzung. Über den Schlaf kann unter anderem emotionaler Stress in den Traum – , beziehungsweise REM-Phasen verarbeitet werden und Körper und Geist können sich regenerieren. Für Menschen, die unter einer Depression leiden, ergibt sich daraus häufig ein Teufelskreis.

Ein Grund für die Schlaflosigkeit und deren wechselseitige Beziehung zu psychischen Erkrankungen, könnte das körpereigene Stresshormon Cortisol sein. Cortisol wird in der Nebennierenrinde produziert, wirkt entzündungshemmend und schützt unseren Körper in Stresssituationen. Die Produktion des Stresshormons wird vom Gehirn durch das Corticotropin-freisetzende Hormon (CRH) gesteuert.

Liegt etwa eine Infektion vor, regt das CRH die Cortisol-Produktion in den Nebennieren an. Auch bei Stressitiuationen, die ein höhere Leistungsfähigkeit erfordern, kommt es zu einer erhöhten Cortisol-Produktion. Erst wenn die Stresssituation abklingt, singt das Cortisol-Level wieder.

Ein Großteil der Menschen, die unter einer Depression leidet, weist einen erhöhten Cortisolspiegel im Blut auf. Zahlreiche anderer Zeichen verweisen auf eine Überaktivität der Stresshormonachse, so Ulrich Hegerl, Psychiater und Vorsitzender der Stiftung Deutsche Depressionshilfe.

Der erhöhte Cortisolspiegel hat zur Folge, dass depressive Menschen immer wieder unter körperlicher, wie auch emotionaler Anspannung stehen. Körper und Geist befinden sich auch während der Nacht in ständiger Alarmbereitschaft und sorgen für starke Beeinträchtigungen im Schlafverhalten von Betroffenen.

Wie wirkt sich viel Schlaf bei Depressionen aus?

Depressive Menschen leiden häufig tagsüber unter Müdigkeit und Erschöpfung, welche sie durch Nickerchen oder längere Bettzeiten zu kompensieren versuchen. Dies kann jedoch nicht nur zur Aufrechterhaltung der Schlafstörungen beitragen, sondern ihre Depression verstärken.

Insbesondere während der inaktiven Zeiten grübeln Betroffene viel über die Probleme des Alltags nach und erleben negative Gedanken besonders intensiv. Durch weitere Ausdehnungen der inaktiven Phasen, wie etwa durch Nickerchen oder längeren Bettzeiten, nehmen die negativen Gedanken noch mehr Raum ein, rauben mehr Energie und verstärken damit die innere Unruhe.

In der Get.Up-Studie der Stiftung Deutsche Depressionshilfe wird derzeit der Einfluss der Schlafdauer auf Depressionen untersucht. Im Vordergrund der Untersuchung steht dabei, ob eine Verringerung der Bettzeit den Krankheitsverlauf positiv beeinflussen kann. Hierfür hat das Forschungszentrum Depression die sogenannte Get.Up-App entwickelt, mit der die Patient*innen, die an der Studie teilnehmen, ihre Bettzeiten und ihr Befinden dokumentieren können. Die Ergebnisse der Studie könnten wichtige Hinweise für die zukünftige Behandlung von Depressionen geben.

Über Schlafentzug als medizinisches Verfahren bei Depressionen haben wir hier berichtet.

Hilfe bei Depressionen

Jährlich sterben in Deutschland ca. 10.000 Menschen durch Suizid. Psychische Erkrankungen gehören hier zu einem großen Risikofaktor. Depressionen gelten als Hauptursache von Suiziden. Eine geeignete und erfolgreiche Behandlung senkt das Risiko für suizidale Handlungen und stellt somit die wichtigste Suizidprävention dar.

Viele Betroffene, insbesondere Jugendliche und junge Erwachsene, leiden jahrelang bis eine Diagnose fällt - wenn sie denn überhaupt fällt. Scham und Schuldgefühle rücken in den Vordergrund und erschweren den bereits schmerzvollen Weg um das Vielfache. Der oftmals große bürokratische Aufwand, der mit der Findung einer geeigneten Therapiestelle verbunden ist, stellt eine zusätzliche Hürde Richtung Behandlung und Heilung dar.

Die Aufklärung und Entstigmatisierung von psychischen Erkrankungen, wie etwa Depressionen, ist elementar wichtig. Ein öffentlicher Diskurs bleibt für Betroffene, sowie deren Angehörige, unabdingbar.

Eine geeignete Therapiestelle, die wichtige professionelle Hilfe leistet und fachliche Behandlungsmethoden ermöglicht, ist unverzichtbar. Erste Anlaufstelle kann zunächst auch der*die Hausarzt*ärztin sein, der*die dann weiter vermittelt.

Notfall-Hilfe

Wende dich bitte an die nächste psychiatrische Klinik oder den notärztlichen Dienst unter der Telefonnummer 112. Welche Klinik in deiner Nähe ist, findest du hier.

Hier findest du eine Auflistung von Krisendiensten und Beratungsstellen in deiner Nähe.

Krisentelefone

Die Nummer der Telefonseelsorge ist rund um die Uhr kostenlos erreichbar. Tel.: 0800 11 10 111

Das Kinder- und Jugendtelefon ist Montags bis Samstags von 14:00 bis 20:00 Uhr kostenlos erreichbar. Tel.: 0800 11 10 333

Österreich:

Die Nummer der Telefonseelsorge ist rund um die Uhr kostenlos für Menschen in Österreich erreichbar. Tel.: 142

Die Dargebotne Hand ist rund um die Uhr kostenlos für Menschen in der Schweiz erreichbar.

Tel.: 143

Info-Telefon

Das Info-Telefon Depression der Stiftung Deutsche Depressionshilfe hilft Betroffenen und ihren Angehörigen bei ihrer Suche nach Anlaufstellen im Versorgungssystem. Tel.: 0800 33 44 533

Montag, Dienstag, Donnerstag: 13:00 bis 17:00 Uhr
Mittwoch, Freitag: 08:30 bis 12:30 Uhr

Der Sozialpsychiatrische Dienst

Der Sozialpsychiatrische Dienst (SpDi) bietet Beratung und Hilfe für Menschen mit psychischen Erkrankungen und deren Angehörige an. Einen SpDi in deiner Nähe findest du über das Gesundheitsamt oder auch, indem du „Sozialpsychiatrischer Dienst“ zusammen mit deinem Wohnort in einer Online-Suchmaschine eingibst.

Weitere hilfreiche Adressen, wie Online-Foren, Selbsthilfegruppen und weiteres, findest du auf der Seite der Stiftung Deutsche Depressionshilfe:

Häufige Fragen zum Artikel

Quellenverzeichnis

Pari Sepehrband

Als Schauspielerin spielte Pari auf der Bühne und schrieb ihre eigenen Theatertexte. Nach ihrer Schauspielausbildung begann sie das Studium der Publizistik und Theaterwissenschaft. Mittelpunkt ihrer Arbeit ist ein ganzheitliches Verständnis über Gesundheit als Beziehung zwischen Geist und Körper.

pari@besserschlafen.de