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Schlafstörungen

Winterdepression / Winterblues: Was tun wenn's dunkel wird?

Benito Schilling

Veröffentlicht von Benito Schilling am 06.05.2019

„Winter Is Coming!“ – Nicht nur in „Game of Thrones” ist die Angst vor dem Winter groß. Kurze dunkle Tage, an denen es morgens erst lange nach dem Aufstehen hell und lange bevor man wieder sein warmes Zuhause erreicht hat dunkel wird, bestimmen die Wintermonate. Ein Mangel an Licht und Serotonin, sowie ein Überschuss an Melatonin werden als Auslöser der Winterdepression oder eines Winterblues vermutet. Warum man im Winter deutlich mehr Lust auf Süßigkeiten hat, ob eine Lichttherapie gegen die Depression hilft und was es sonst noch über die auch als „seasonal affective disorder“ bezeichnete Krankheit zu wissen gibt, erklären wir hier.

Unterscheidung von Winterdepression und Winterblues

Viele Menschen fühlen sich während des Winters müde, schlapp und niedergeschlagen. Andere versinken in einer echten Depression, kommen gar nicht mehr aus dem Bett und sind tief unglücklich.

Da die allgemeine Verstimmung vieler im Winter nicht gleich eine Winterdepression ist, müssen hier kurz die Begrifflichkeiten geklärt werden.

Winterdepression

Die Winterdepression oder auch saisonal abhängige Depression ist ein bestimmter Subtyp einer rezidivierenden, also wiederkehrenden, depressiven Störung. Menschen mit dieser depressiven Störung zeigen die Symptome einer echten klinischen Depression.

Die Symptome treten im Herbst und Winter auf und verschwinden meist völlig im Frühling und Sommer.

Die Symptome treten im Herbst und Winter auf und verschwinden meist völlig im Frühling und Sommer.

Schätzungen zufolge leiden etwa ein bis drei Prozent der Menschen in Europa an einer Winterdepression. Dies ist nur ein kleiner Teil, circa zehn Prozent, aller im Winter auftretenden Depressionen. Die meisten im Winter auftretenden Depressionen, werden zu den normalen Depressionen gezählt und haben nichts mit der Jahreszeit zu tun.

Winterblues

Der Winterblues ist eine sehr milde Form der Winterdepression ohne echten Krankheitswert.

Auch hier sorgen Dunkelheit und Kälte für eine leichte Antriebslosigkeit, Müdigkeit und vermehrten Heißhunger auf Süßes.

Die Symptome schränken Betroffene, im Gegensatz zur echten Winterdepression, jedoch nicht im Alltag ein und lassen sich mit einigen Tricks relativ wirksam bekämpfen, ganz ohne ärztliche Hilfe.

Symptome einer Winterdepression/eines Winterblues

Die Symptome der saisonal abhängigen Depression und eines Winterblues ähneln sich in einigen Punkten sehr. Damit die Unterscheidung gelingt, hier die wichtigsten Symptome zusammengefasst.

Winterdepression

Allgemeine Voraussetzungen zur Diagnose einer jeden Depression sind folgende Kriterien:

  • Die Symptome müssen über zwei Wochen dauerhaft vorliegen
  • Die Stimmung ist nicht von manischen (extreme Hochstimmung) Phasen unterbrochen, welche auf das Vorliegen einer bipolaren Störung schließen lassen würden.
  • Die Symptome sind auf keine organisch bedingte Störung oder den Missbrauch psychotroper Substanzen zurückzuführen.

Weiterhin müssen einige der folgenden Symptome vorliegen:

  • Gedrückte Stimmung
  • Interessenverlust
  • Antriebsverlust
  • Verminderung von Konzentration, Aufmerksamkeit und Selbstwertgefühl
  • Schuldgefühle
  • (Schlafstörungen): Bei der Winterdepression tritt jedoch ein vermehrtes Schlafbedürfnis auf!
  • Eine Winterdepression geht mit einem erhöhten Appetit und Heißhunger auf Kohlenhydrate einher! Dies kann jedoch auch in atypischen Fällen bei einer normalen Depression zutreffen.
  • Gedanken an eine Selbstverletzung oder Suizidhandlung

Zusätzlich kann es zu somatischen Störungen kommen. Hiervon spricht man in der Medizin, wenn sich die psychischen Symptome merklich auf die körperliche Befindlichkeit niederschlagen.

  • Früherwachen: Ein sehr frühes erwachen, wonach das Einschlafen nicht mehr gelingt.
  • Morgentief: Das Aufstehen fällt extrem schwer, eine leichte Besserung der Symptome tritt im Verlauf des Tages
  • Gewichtsverlust
  • Libidoverlust

Die Symptome der normalen Depression und einer Winterdepression ähneln sich an manchen Stellen sehr. Zu beachten ist, dass die Winterdepression im Gegensatz zur normalen Depression mit einem erhöhten Schlafbedürfnis und einem erhöhten Appetit, sowie wie einer Gewichtszunahme einher geht.

Winterblues

Auch der Winterblues geht mit einigen, der Depression sehr ähnlichen, Symptomen einher. Jedoch sind Menschen mit Winterblues immer noch in der Lage ihren Alltag zu bewältigen, können Freude empfinden und hegen keine Gedanken an Selbstverletzung oder gar Suizid.

Die klassischen Symptome eines Winterblues sind folgende:

  • Tagesmüdigkeit
  • Erhöhter Schlafbedarf
  • Gedrückte Stimmung
  • Heißhunger insbesondere auf Kohlenhydrate

Ursachen der Winterdepression/des Winterblues

Als Ursache werden die veränderten Lichtbedingungen im Herbst und Winter vermutet. Generell erreicht weniger Licht die Erde und durch die kürzeren Tage ist es am Morgen länger- und wird am Abend früher dunkel.

Zwei hormonelle Faktoren sind maßgeblich an der Auslösung einer Winterdepression beteiligt:

  • Melatonin-Überschuss
  • Serotonin-Mangel

Der körpereigene Tag-Nacht-Rhythmus wird unter anderem durch Melatonin gesteuert.

Am Tag fällt Licht ins Auge und lichtsensitive Nervenzellen senden Signale an die Zirbeldrüse im Gehirn, welche die Produktion von Melatonin unterdrücken.

Wird es am Abend dunkel, fällt weniger Licht in das Auge und die Zirbeldrüse beginnt mit einer verstärkten Produktion von Melatonin.

Melatonin macht uns müde und sorgt für einen guten und erholsamen Schlaf.

Im Winter kommt weniger Licht auf die Erde und durch die kurzen kalten Tage verbringen wir weniger Zeit im Freien während es noch hell ist.

Durch den so verminderten Lichteinfall ins Auge produziert unser Körper auch tagsüber vermehrt Melatonin. Dies bedingt zum einen die Müdigkeit und kann für eine gewisse Antriebslosigkeit verantwortlich sein

Wahrscheinlich trägt auch ein Mangel an Serotonin an der Entstehung einer Winterdepression/eines Winterblues bei.

Serotonin ist ein Glückshormon, es hebt die Stimmung und sorgt für Antrieb.

Um jedoch Melatonin zu produzieren, wandelt der Körper Serotonin in Melatonin um. Der Serotoninspiegel sinkt und dämpft so die Laune.

Der Mangel an Serotonin kann für einen Heißhunger auf Süßes und ettiges Sorgen. Nach der Einnahme von solchen Mahlzeiten kommt es, so vermutet man, zu einer erhöhten Verfügbarkeit von Tryptophan, einem Vorläufer von Serotonin, aus welchem dann Serotonin produziert wird.

Zu einer echten Winterdepression tragen allerdings noch andere Faktoren bei, hierzu gehören:

  • Eine genetische Prädisposition
  • Neurotransmitterstörungen
  • Hormonelle Einflüsse
  • Traumatische und belastende Ereignisse
  • Persönlichkeitsfaktoren

Behandlungsmöglichkeiten einer Winterdepression/eines Winterblues

Wenn mehrere Symptome einer echten Depression vorliegen, die Bewältigung des Alltags eingeschränkt ist, oder sogar Suizidgedanken vorliegen, ist es ratsam sich bei einem Arzt vorzustellen. Dieser leistet professionelle Hilfe.

Dazu gehören folgende Behandlungen:

  • Psychotherapie
  • Medikamententherapie: Zum Beispiel mit Serotonin-wiederaufnahme-Hemmern
  • Lichttherapie
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Therapie

Lichttherapie

Bei der Lichttherapie, schauen die Patienten jeden Tag 30 bis 40 Minuten in 10.000 Lux helles weißes Licht. Hierbei wird wahrscheinlich die vermehrte Ausschüttung von Melatonin gehemmt und so der vermehrten Müdigkeit und dem Serotoninmangel entgegengewirkt. 60 bis 90 Prozent aller Patienten erleben während der Lichttherapie eine Besserung der Symptome. Entgegen der verbreiteten Meinung ist solch eine Lichttherapie (ohne UV Licht) auch nicht für die Augen schädlich und kann bedenkenlos, wie vom Arzt angeordnet, angewandt werden.

Um die Symptome eines nicht ganz so schlimmen Winterblues zu überwinden, existieren eine Reihe leicht in den Alltag zu integrierende Tipps:

  • So viel echtes Tageslicht tanken wie möglich! Auch im Winter ist es tagsüber im Freien noch deutlich heller als in der Wohnung oder im Büro und lange Spaziergänge oder Sport im Freien helfen der Müdigkeit entgegenzuwirken und wieder bessere Laune zu bekommen.
  • Bewegung und Sport: Beides hilft sich fit und gesund zu fühlen und steigert die Ausschüttung von Glückshormonen.
  • Bewusst viel mit Freunden und Familie unternehmen. Kontakt mit anderen macht erwiesenermaßen glücklich und steigert ebenfalls die Ausschüttung von Glückshormonen.

Häufige Fragen zum Artikel

Quellenverzeichnis

Benito Schilling

Medizinstudent und Schlafexperte

Benito ist Medizinstudent und und interessiert sich für alle Themen rund um Gesundheit, Sport und Schlaf. Sein Nebenjob im Schlaflabor eines Uniklinikums bringt ihn in unmittelbare Nähe von Schlafexperten, Neurologen mit der Zusatzbezeichnung Schlafmediziner, welche er frei heraus zu medizinischen Schlafthemen befragt, sobald er bei seinen Recherchen auf Unklarheiten stößt. Er selbst versucht seinen Schlaf jede Nacht auf's Neue zu optimieren und findet, Schlaf sei aus medizinischer Sicht einer der interessantesten Teile der menschlichen Physiologie. Benito ist unser Experte für alle medizinischen Themen rund um Schlaf, Schlafprobleme und der Physiologie dahinter.

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