Schlaftyp: Lerche oder Eule?
Schlaftypen werden grob in Früh- und Spätaufsteher unterteilt. Lerchen und Eulen. In der Schlafforschung spricht man von frühen und späten Chronotypen (chrono; griechisch. Zeit).
Das Schlafverhalten können Menschen bis zu einem gewissen Grad trainieren. Wer immer spät ins Bett geht, schläft länger. Wer immer früh aufsteht, wird früher müde. Das alles mutet sehr einfach und logisch an und so appellieren viele an müde Menschen auf der Arbeit, oder müden Schülern in der Schule: „Geht doch einfach früher ins Bett!“
Ganz so einfach ist es dann aber doch nicht..
Welchem Schlaf-, oder Chronotyp wir entsprechen, wird in erster Linie nicht durch unseren freien Willen und unsere Lebensweise bestimmt, sondern ist durch unsere Chronobiologie determiniert. Bestimmte Gene regulieren, ob wir früh am Morgen wach und leistungsfähig sind, oder ob unsere kognitiven Fähigkeiten erst spät am Abend, oder gar in der Nacht, ihr Maximum erreichen.
Extreme Frühaufsteher, sowie extreme Spätaufsteher sind dabei eher selten. Das Gros der Menschheit fängt ab 22 Uhr an ins Bett zu gehen und ist bis spätestens zehn Uhr wieder aufgestanden.
Allerdings können die wenigsten ihrem chronobiologischen Biorhythmus nach schlafen. Spätestens mit dem Kindergarten müssen die ersten Kinder zu einer Pflichtzeit aufstehen, welche meist gar nicht mit dem genetisch bestimmten Chronorhythmus übereinstimmt. Über die Schulzeit bis hinein in das Arbeitsleben leben die meisten nach einem künstlichen Schlaf-Wach-Rhythmus, der so gar nicht unserer inneren Uhr entspricht.
Bessere Leistungen durch späteren Schulbeginn
Wer kann sich nicht mehr an die Schulzeit erinnern, wütende Mütter, die morgens die Türen zu den Kinderzimmern aufrissen, nachdem sie das dritte Mal zum Aufstehen aufgefordert hatten. Am Ende half manchmal nur ein nasser, kalter Waschlappen im Gesicht. In der Schule dann Schüler, die morgens um acht Uhr schlaftrunken die Klassenbänke drücken mussten und sich, wenn überhaupt, nur minimal am Unterricht beteiligten.
Den Schülern wird durch die Generationen vorgeworfen sie seien faul, müssten früher ins Bett gehen und sollen sich gefälligst nicht so anstellen. Mildernd erwähnen Mütter im Gespräch nur die Pubertät und eine mit dieser einhergehende Hormon-Explosion, welche dieses Fehlverhalten begünstige.
Doch neuere Studien aus aller Welt zeigen: Schüler brauchen mehr Schlaf und sind früh morgens ihrer Chronobiologie nach noch gar nicht leistungsfähig.
Der junge Körper wächst, das Gehirn muss jede Nacht Unmengen an neu erlernten Informationen verarbeiten und für all dies benötigt ein Organismus Schlaf. Circa neun Stunden braucht ein junger Schüler, den dieser noch nicht hat schlafen können, wenn er um sieben Uhr morgens aufstehen muss. Ein früheres Zubettgehen funktioniert nämlich auch nicht, da Schüler ihrem Biorhythmus nach am frühen Abend einfach noch nicht müde sind.
Forscher konnten in mehreren Studien belegen, dass bereits ein um 45 Minuten späterer Schulbeginn die Leistungen und das Wohlbefinden von Schülern deutlich verbessern kann. Die Schüler blieben entgegen einiger Erwartungen nicht länger wach, sondern gingen um eine ähnliche Zeit ins Bett und hatten so insgesamt ein Zeit-Plus an Schlaf.
Schlafforscher fordern einen noch späteren Schulbeginn. Am besten wäre ein Beginn erst um zehn Uhr, dann wären wirklich alle Schüler ausgeschlafen und leistungsfähig.
Schlafdauer beeinflusst kognitive und soziale Fähigkeiten
Eltern, die ihre Kinder schon in jungen Jahren zu wenig schlafen lassen, beeinflussen so deren soziale und kognitive Entwicklung negativ. Kleinkinder benötigen mindestens zehn Stunden Schlaf pro Nacht. Wird diese Dauer über einen längeren Zeitraum nicht erreicht, drohen Einbußen im Sozialverhalten und den kognitiven Fähigkeiten, welche sich erst in späteren Jahren zeigen können.
Wissenschaftler untersuchten hierbei ein großes Kollektiv an jungen Kindern, befragten deren Eltern zu ihren Schlafgewohnheiten und ließen Lehrer an Schulen die kognitiven und sozialen Fähigkeiten einschätzen.
Es zeigte sich, hatten die Kinder regelmäßig weniger als die empfohlene Zeitdauer geschlafen, waren diese eher sozial auffällig, nahmen weniger Rücksicht auf andere und konnten Aufgaben weniger gut planen und sich weniger gut strukturieren, als ihre „ausgeschlafenen“ Altersgenossen.
Welcher Schlaftyp bin ich?
Frühaufsteher (Lerchen)
Frühen Chronotypen fällt das Aufstehen leicht. Sie kommen ohne große Mühen aus dem Bett, können schon morgens komplexe Aufgaben angehen und brauchen nicht erst drei Liter Kaffee, um vollständige Sätze formulieren zu können. Gegen 14 Uhr haben Frühaufsteher meist ein physiologisches Tief und verspüren oft schon gegen Nachmittag einen gewissen Leistungsabfall. Am Abend können sich Lerchen weniger gut konzentrieren und nachts wirklich produktiv zu sein ist für sie quasi unmöglich. Ab 21 Uhr sehnen sie sich das Bett herbei und können gar nicht auf den nächsten frühen Morgen warten.
Normalschläfer (Tauben)
Die extremen Chronotypen wie Lerchen oder Eulen, also sehr frühe Frühaufsteher und sehr späte Spätaufsteher, kommen nur relativ selten vor. Dazwischen gibt es die große Masse von Menschen, welche natürlich nicht alle zur gleichen Zeit müde und zur gleichen Zeit wach werden, wessen Schlafgewohnheiten sich aber in einem nicht ganz so weit gefassten Zeitraum bewegen. Diese Menschen nennt man Tauben. Manche Tauben gehen früher ins Bett und stehen früher auf, andere gehen später ins Bett und stehen dafür etwas später auf. Merkmal der Tauben ist, sie haben keine wirklich großen Probleme sich verschiedenen Rhythmen anzupassen und leiden weniger unter einem Social-Jetlag.
Spätaufsteher (Eulen)
Spätaufsteher snoozen was das Zeug hält und verlassen nur unter größtem Wiederwillen das warme Bett, insbesondere im Winter, wenn es draußen noch dunkel ist. Ein dicker Nebelschleier liegt um deren Kopf und lichtet sich erst nach mehreren Tassen Kaffee und einer langen Dusche. Späte Chronotypen haben gegen Mittag ihr erstes Leistungshoch. Auch sie können gegen 14 Uhr, wie die Frühaufsteher, ein physiologisches Leistungstief verspüren. Allerdings fahren Eulen erst gegen Abend, manche sogar erst nachts richtig hoch und können ihre kreativen Ideen erst dann entwickeln.
Frühaufsteher leben länger
Eine große britische Langzeitstudie untersuchte das Schlafverhalten von circa 430.000 Briten und versuchte Rückschlüsse auf ihr körperliches und psychisches Befinden zu ziehen. Abendmenschen, so kam dabei heraus, leiden eher unter körperlichen und psychischen Erkrankungen und sterben früher als Morgenmenschen.
Die Studie fand heraus, dass Spätaufsteher sich ungesünder ernähren und häufiger unter Diabetes, sowie Darm- und neurologischen -Erkrankungen litten. Auch psychische Erkrankungen wie Depressionen und Süchte waren unter den Spätaufstehern häufiger zu beobachten.
Die Wissenschaftler führten das auf einen gestörten chronobiologischen Rhythmus der Spätaufsteher zurück. Diese müssten entgegen ihrer Natur früh aufstehen und sich dem Tagesrhythmus der Arbeitswelt beugen. Dadurch komme es zu einem sogenannten sozialen Jetlag, welcher den Glukosemetabolismus durcheinanderbringe, die Expression bestimmter Gene verändere und so Diabetes und andere Krankheiten begünstige.
Häufige Fragen zum Artikel
Schlaftypen werden dadurch bestimmt, zu welcher Tageszeit sie schlafen. Lerchen sind Frühaufsteher und gehen auch früh zu Bett. Eulen hingegen stehen spät auf und gehen erst spät ins Bett.
Chronotypen ist das wissenschaftliche Fachwort für Schlaftypen. Frühe Chronotypen sind schon früh morgens aktiv, kommen gut aus dem Bett und sind am Abend weniger leistungsfähig. Späte Chronotypen schlafen gerne aus und arbeiten lieber am Nachmittag, Abend, oder sogar während der Nacht.
Studien haben gezeigt, können Schüler morgens länger schlafen, sind diese leistungsfähiger und fühlen sich besser. Dies hängt damit zusammen, dass der innere biologische Rhythmus von jungen Menschen diese erst gegen Mittag wirklich aktiv werden lässt.
Der Social Jetlag beschreibt die Differenz von unserem inneren Tagesrhythmus zu dem gelebten Tagesrhythmus der Arbeitswelt. Die meisten Menschen müssen früh morgens zur Arbeit, manche müssen sogar im Schichtdienst nachts arbeiten. Dies entspricht nicht ihrem inneren Biorhythmus, welcher sie erst später aufwachen lassen würde und einen Tag-Nacht-Rhythmus abhängig von Licht und inneren Einflüssen darstellen würde.