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Schlafmittel

Wieso hilft Cannabis beim Einschlafen?

Lara Krüger

Veröffentlicht von Lara Krüger am 09.05.2019

Eine amerikanischen Studie aus dem Jahr 2013 belegte eine Verbindung zwischen Cannabis und einem verbesserten Schlaf. Diejenigen unter euch, die bereits Erfahrungen mit Cannabis haben, kennen dieses Gefühl vielleicht. Manches Mal ist man nach dem Konsum anstatt wach und stimuliert eher ruhig und möchte einfach nur einschlafen. Warum dem so ist und wieso die Wirkung des pflanzlichen Rauschmittels so unterschiedlich ausfällt, wollen wir euch im Folgenden erklären.

Cannabis zum Einschlafen

Im März 2017 hat der deutsche Bundestag ein neues Gesetz verabschiedet, welches nun jedem niedergelassenen Arzt ermöglichen soll, Cannabis zu verschreiben und das ohne Ausnahmeregelungen.

Cannabis wird zumeist wegen seiner berauschenden Wirkung konsumiert und trotzdem berufen sich immer wieder Laien und auch Ärzte auf die positiven gesundheitlichen Vorzüge der grünen Substanz.

Viele Menschen konsumieren deshalb auch Marihuana, um abzuschalten und leichter in den Schlaf zu finden. Es gibt allerdings auch Personen, die behaupten, dass sie nach dem Konsum eher wacher als müde werden.

Dies liegt an der Verschiedenheit der unterschiedlichen Sorten der Hanfpflanze. Zum Beispiel sind bestimmte Sorten bekannt, die einen aktivierenden Effekt haben, wie beispielsweise der Hanf der Sativa-Pflanze. Dann gibt es wiederum Sorten, die eher müde machen, wie beispielsweise das Hanf der Indica-Pflanze.

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Was meint was?

Cannabis

Das Wort Cannabis sorgt häufig für viel Verwirrung, denn es kann mehrere Dinge beschreiben. Zum einen steht Cannabis für die gesamte Pflanzengattung des Hanfs mit allen Arten und Unterarten. Zum anderen wird der Begriff umgangssprachlich für einzelne Cannabisprodukte verwendet. Beispiele sind Marihuana, Haschisch, Cannabisextrakte wie etwa Haschischöl und Cannabinoide.

 

Marihuana

Marihuana ist der Trivialname für die getrockneten, harzhaltigen Blüten und die blütennahen, kleinen Blätter der weiblichen Hanfpflanze. Andere Bezeichnungen sind auch: Gras, Weed, Pot, Ganja.

 

Haschisch

Haschisch ist das Harz aus Pflanzenteilen (häufig Blüten) der weiblichen Cannabispflanze. Verbreitete Synonyme dafür sind auch Hasch, Dope oder Shit.

Wirkungsweise des Cannabis

Auch wenn es, wie angedeutet, viele Sorten gibt, kann das Wirkungsspektrum von Marihuana an den beiden Pflanzenarten Indica und Sativa gut dargestellt werden:

Obwohl sie unterschiedliche Wirkungen hervorrufen, sind dennoch die gleichen Grund-Wirkstoffe für ihren Effekt verantwortlich. Die Wirkung ist letztendlich abhängig von der Konstellation, Konzentration und dem Verhältnis der Inhaltsstoffe zueinander.

Vereinfacht gesagt: Die Wirkstoffe THC und CBD sind hier ausschlaggebend. Die beiden Stoffe spielen nämlich die Hauptrolle, wenn es um den schlaffördernden Effekt von Marihuana geht. Es gibt aber auch noch andere Stoffe, wie weitere Vertreter der Cannabinoide, Terpene und Flavonoide, deren Einfluss nicht zu unterschätzen ist.

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THC und CBD im Überblick

THC (Tetrahydrocannabinol)

THC ist zum einen für die berauschende Wirkung von Marihuana verantwortlich, zum anderen liefert er die oben genannten Idealbedingungen, um sorglos einzuschlafen. Warum dem so ist, haben die Schlafforscher noch nicht genau herausfinden können. Jedoch wissen sie bereits, dass sich bei Einnahme von THC die Arterien in unserem Körper erweitern und wir dadurch eine Blutdrucksenkung erfahren. Diese sorgt dann für ein Entspannungsgefühl und führt zusätzlich, durch die sedierende Wirkung des THCs, zu einer verkürzten Einschlafphase.

 

CBD (Cannabidiol)

CBD ist nicht psychoaktiv und ist daher eine effektive und gut verträgliche Komponente der Cannabispflanze. Es ist medizinisch aufgrund seiner anti-entzündlichen, anti-epileptischen und anti-schizophrenen Eigenschaften interessant. CBD wird oft auch bei Schlafproblemen eingesetzt.

Sativa Sorten haben einen hohen THC- und einen niedrigen CBD-Gehalt. Bei Indica Sorten ist der CBD-Anteil dafür häufig höher. Das führt letztendlich dazu, dass Sativa dann eher "high" und Indica eher "stoned" macht.

Heutzutage ist diese Unterteilung jedoch schwierig, da durch Züchtungen auch Indica Sorten mit hohen THC- und niedrigen CBD-Konzentrationen entstanden sind. Trotzdem wird die Wirkung von Sativa häufig als stärker und erhebender beschrieben.

Wer gänzlich auf die berauschende Wirkung verzichten möchte, sollte auf CBD-Produkte ohne THC-Anteile zurückgreifen. Diese sind legal und zum Beispiel in Form von CBD-Ölen erhältlich.

Doch wo wirkt Marihuana eigentlich?

Natürlich wirkt es im Gehirn - um genau zu sein im Hypothalamus. Der Hypothalamus ist die Steuerungszentrale für unser vegetatives Nervensystem. Daher ist er auch für die Regulierung unseres Schlafes zuständig. Hier docken die Botenstoffe CBD und THC an die Rezeptoren auf den Nervenzellen an und sorgen so für eine entweder schlaffördernde oder anregende Wirkung.

Cannabis ist schlaffördernd

Es ist klinisch bewiesen, dass Marihuana uns beim Einschlafen hilft. Jedoch bleibt weiterhin offen, ob der durch Marihuana induzierte Schlaf auch wirklich gut und erholsam für uns ist. Bevor man sich dieser Frage nähert, sollte man sich die menschlichen Schlafzyklen genauer ansehen.

Ganz kurz gefasst: unser Schlafzyklus besteht aus vier Schlafphasen. Hierbei handelt es sich zum einen um die Phase, in der wir träumen (REM-Phase) und zum anderen um die Schlafphasen, in denen wir nicht träumen (NON-REM-Phasen).

Die Traumphase, auch REM-Phase genannt, ist die letzte der vier Schlafphasen. Sie folgt auf den leichten, mittleren und den Tiefschlaf. Die ersten drei Schlafphasen werden in der Wissenschaft auch als NON-REM-Phasen zusammengefasst.

Im Schlaflabor haben Forscher bereits nachweisen können, dass der Konsum von Marihuana in die REM-Phase eingreift und diese verkürzt oder sogar komplett unterdrückt. Viele Langzeitkonsumenten berichten daher auch über wenig bis gar keine Träume.

(Unter anderem ist dies auch der Grund dafür, weshalb der Konsum von Marihuana große Erfolge in der posttraumatischen Behandlung erwarten lässt. Menschen, die traumatische Erlebnisse durchleben mussten, können nach dem Konsum von Marihuana in der Regel ohne Alpträume wieder schlafen.)

Ähnlich wie beim Alkoholkonsum, wird durch die sedierende Wirkung die Tiefschlafphase also verlängert. Der Nachteil: Wir wachen am nächsten Morgen meist mit einem leicht geräderten Gefühl auf.

Die REM-Phase ist noch nicht so weit erforscht, dass man konkrete Aussagen darüber treffen kann, welche Folgen ihre Unterdrückung auslöst. Bekannt ist allerdings, dass das regelmäßige "Aussparen" der Traumphase uns die Fähigkeit nehmen kann, Dinge und Erfahrungen zu verarbeiten und die Kreativität hemmt.

Daher sollte man bei der Behandlung von Schlafstörungen auch immer einen Arzt konsultieren, der mit einem individuell abwägen kann, ob Marihuana für einen geeignet ist oder nicht.

Cannabis bei Mann und Frau

Die Forschung hat auch bereits den Einfluss von Marihuana auf die Geschlechter untersucht. Hierbei kam heraus, dass der Konsum von Cannabis tatsächlich andere Folgen für Frauen als für Männer hat.

Das Bundesamt für Gesundheit hat 2014 Zahlen veröffentlicht, die zudem das Vorurteil bestätigten, Männer würden mehr kiffen als Frauen. Demnach konsumieren doppelt so viele Männer regelmäßig Marihuana wie Frauen.

Die Begründung: Einer weiteren Studie zur Folge bestehe bei Frauen ein 5-Mal höheres Risiko, nach dem Konsum von Marihuana, Angst und Panik zu empfinden.

Weitere Studien belegen, dass die berauschende und schlaffördernde Wirkung von weiblichen Probanden intensiver erfahren wird als von männlichen Probanden. Vielleicht liegt hier also der Hauptgrund dafür, warum viele Frauen eher einen Bogen um Marihuana machen.

Häufige Fragen zum Artikel

Lara Krüger

Achtsamkeitsexpertin

Lara studiert Kommunikationswissenschaften und ist leidenschaftliche Langschläferin. In ihrer Freizeit macht sie Yoga, geht wandern oder angelt. Bei besserschlafen.de ist Lara Expertin für Achtsamkeit und die Arbeitswelt.

lara@besserschlafen.de