Was ist RBD?
RBD ist die Abkürzung für REM sleep behaviour disorder(englisch für: REM-Schlaf Verhaltensstörung). Das Phänomen wurde 1986 erstmals von Carlos Schenck beschrieben und wird daher auch Schenck-Syndrom genannt. Die Störung gehört zu den Parasomnien.
Mit dem Begriff Parasomnie werden unerwünschte und unangemessene Verhaltensauffälligkeiten, die während des Schlafens auftreten, bezeichnet. Der Begriff kommt aus dem Griechischen und Lateinischen und heißt soviel wie „während des Schlafens“.
Eine RBD zeichnet sich dadurch aus, dass Betroffene lebhafte Träume in Bewegung umsetzen. Dabei schlagen sie oft um sich und schreien. Die Betroffenen sind meistens Männer fortgeschrittenen Lebensalters. Eine RBD tritt meistens zwischen dem 40. und 70. Lebensjahr das erste Mal auf.
Woran erkenne ich eine RBD?
Personen mit RBD beginnen in der zweiten Nachthälfte zu schreien und um sich zu schlagen. Oft träumen sie von angreifenden Insekten, Tieren und Menschen, gegen die sie sich verteidigen müssen.
Oft träumen sie von angreifenden Insekten, Tieren und Menschen, gegen die sie sich verteidigen müssen.
Das klingt wie ein gewöhnlicher Albtraum, ist es aber nicht: Die Betroffenen träumen nicht nur, dass sie zur Verteidigung um sich schlagen, sondern tun dies wirklich. So gefährden sie nicht nur sich selbst, sondern auch Partner*innen, die mit ihnen im Bett liegen. Am nächsten Morgen erinnern sich RBD-Patient*innen zwar an den Albtraum, jedoch nicht daran, in Wirklichkeit um sich geschlagen zu haben.
Was unterscheidet RBD von anderen Parasomnien?
Es ist wichtig RBD von anderen Schlafstörungen abzugrenzen:
Periodic limb movement disorder(PLMD)
Bei einem PLMD bewegen die Patient*innen ihre Gliedmaßen nachts periodisch, also alle 20 bis 40 Sekunden auf dieselbe Art. Diese Bewegungen sind nicht besonders schnell. Eine PLMD kommt häufig vor bei Patient*innen mit Restless legs syndrome, Diabetes mellitus, Blut- und Eisenarmut und Tumoren des Rückenmarks.
So unterscheidet ihr PLMD von einer RBD:
- Die Bewegungen bei der RBD sind nicht periodisch, sondern einzeln und gezielt
- Im Gegensatz zur PLMD sind die Anfälle bei einer RBD mit Albträumen assoziiert
Myoklonien
Myoklonien sind kurze, unwillkürliche Muskelzuckungen. Sie treten bei vielen Gesunden nachts immer mal wieder auf und haben keinen Krankheitswert. Auch im Rahmen von Infektionen, erhöhtem Blutzuckerspiegel und neurologischen Erkrankungen kann es zu Myoklonien kommen. Die Zuckungen sind im Gegensatz zu den Bewegungen bei der PLMD nicht periodisch und sehr kurz.
So unterscheidet ihr RBD von Myoklonie:
- Die Bewegungen von RBD-Betroffenen sind länger und komplexer als die Zuckungen bei Myoklonien
- Myoklonien treten vermehrt bei Einschlafen auf, RBD in der zweiten Nachthälfte
Schlafwandeln
Schlafwandeln, auch Somnambulismus genannt, ist ein Phänomen, welches wir alle aus Filmen und Erzählungen kennen: Der oder die Schlafende steht mit geöffneten Augen während des Schlafens auf, geht umher... Laut dem aktuellen Forschungsstand handelt es sich um eine Störung des Aufwachmechanismus, die zu unbewussten psychomotorischen Aktivitäten führt. Schlafende nehmen ihre Umgebung dabei wahr, obwohl sie schlafen. Ein häufiger Irrtum: Somnambulismus tritt nur im Tiefschlaf und nicht in Traumschlafphasen auf!
Ein häufiger Irrtum: Somnambulismus tritt nur im Tiefschlaf und nicht in Traumschlafphasen auf!
- bei der RBD sind die Augen geschlossen, beim Schlafwandeln geöffnet
- RBD-Betroffene verlassen nicht das Bett, Schlafwandler*innen stehen auf und wandeln umher
- von RBD sind zu 90 Prozent ältere Männer betroffen, von Somnambulismus Kinder aller Geschlechter.
Im Rahmen einer RBD werden Träume ungewollt in Bewegung umgesetzt. Beim Schlafwandeln gibt es meistens einen Reiz von außen. Betroffene verspüren also zum Beispiel Toilettendrang, wachen davon aber nicht auf.
Pavor nocturnus
Pavor nocturnus ist die lateinische Übersetzung für „nächtliche Angst“. 15 bis 60 Minuten nach dem Einschlafen schrecken Geplagte mit einem Schrei aus dem Tiefschlaf auf. Sie sind stark verängstigt und desorientiert. Betroffen sind vor allem kleine Kinder.
RBD oder Pavor nocturnus?
- Die für RBD typischen Bewegungen wie um sich schlagen und treten, gehören nicht zum Krankheitsbild des Pavor nocturnus
- Pavor nocturnus tritt im ersten Schlafdrittel auf, RBD in der zweiten Nachthälfte
- Die Geräusche bei der RBD sind durch ein hohes Schreien, Kreischen und Fluchen charakterisiert, beim Pavor nocturnus ist es nur ein einzelner Schrei
- Pavor nocturnus ist ein Phänomen, welches vor allem an Kindern beobachtet wird, RBD an älteren Männern
Achtung: RBD kann Anzeichen für andere Erkrankungen sein
In den meisten Fällen tritt eine RBD nicht alleine auf, sondern im Zusammenhang mit einem Morbus Parkinson oder einer Lewy-Body-Demenz. Durch diese Erkrankungen kommt es in bestimmten Gehirnregionen zu einem Mangel an Dopamin. Dieser Mangel führt wiederum zu der verminderten Bewegungshemmung, die die Symptome der RBD ausmacht. Auch wenn noch keine der beiden Erkrankungen diagnostiziert werden konnte, kann die RBD also ein frühes Erkennungszeichen sein.
Auch wenn noch keine der beiden Erkrankungen diagnostiziert werden konnte, kann die RBD also ein frühes Erkennungszeichen sein.
Auch Alkohol und Medikamente können die RBD jedoch auslösen. Zu letzteren gehören:
- MAO-Hemmer: Moclobemid, Tranylcypromin
- Trizyklische Antidepressiva: Amitryptilin, Desipramin, Imipramin
- Selektive Serotonin-Wiederaufnahmehemmer: Sertralin, Citalopram, Fluvoxamin
Wie wird eine RBD behandelt?
Zunächst werden Erkrankungen, die für die RBD verantwortlich sein können, geprüft und gegebenenfalls behandelt. Gegen die RBD selber werden Clonazepam oder Melatonin verschrieben. Diese Medikamente sorgen dafür, dass es zu weniger Anfällen von unkontrollierter nächtlicher Motorik kommt. Die Ursachen werden dadurch jedoch nicht bekämpft.
Habe ich eine REM sleep behaviour disorder?
Wir können und wollen euch hier keine Diagnose geben. Könnt ihr diese Sätze jedoch mit ja beantworten, so empfehlen wir euch den Gang zu Arzt oder Ärztin.
- Ich bin ein Mann.
- Ich bin älter als 40 Jahre.
- Meine Symptome zeigen sich in der zweiten Nachthälfte.
- Ich träume von Angriffen auf mich.
- Ich schlage, während ich träume, im Bett um mich.
- Während ich träume, mache ich hohe Laute wie zum Beispiel Schreien, Kreischen oder Fluchen.
- Ich stehe nicht auf während der Anfälle.
- Meine Augen sind während der Anfälle geschlossen.
- In meiner Familie ist schon Morbus Parkinson aufgetreten.
- Ich habe andere Frühsymptome für Parkinson: Verminderter Geruchssinn, Verstopfungen, Sehstörungen, Depressionen, Müdigkeit, Muskelschmerzen oder Steifigkeit.
Häufige Fragen zum Artikel
Beim Morbus Parkinson sterben Nervenzellen im Gehirn, welche den Neurotransmitter Dopamin produzieren. Dopamin ist unter anderem dafür zuständig, Bewegung zu modulieren. Wird dieses System außer Kraft gesetzt, kann es zu ungewollten Muskelanspannungen und Bewegungen kommen. Bei der RBD äußern sich diese auf besonders aggressive Weise.
Die Lewy-Body-Demenz ist die zweithäufigste Demenz. Sie tritt insbesondere bei Parkinsonpatient*innen auf. Sie ist charakterisiert durch eosinophile Zytoplasmaeinschlüsse in Nervenzellen.
Clonazepam ist ein Antiepileptikum, welches zur Gruppe der Benzodiazepine gehört. Es wirkt über die Verstärkung von Nervenzellen, die auf den Neurotransmitter GABA reagieren. Dies führt zu Muskelentspannung und Krampflösung. So wird die Muskelaktivität im Schlaf reduziert.
1. Eine RBD tritt im REM-Schlaf auf, Schlafwandeln eher im Tiefschlaf.
2. RBD-Betroffene halten die Augen geschlossen, Schlafwandelnde öffnen sie.
3. Schlafwandelnde stehen auf, RBD-Betroffene nicht.
4. RBD haben vor allem ältere Männer, Schlafwandeln tritt hauptsächlich bei Kindern und Jugendlichen auf.
Jein. Eine RBD kann, muss aber nicht ein frühes Anzeichen für schwerwiegende Erkrankungen, wie Morbus Parkinson, sein. Unabhängig davon ist sie jedoch in erster Linie für die Partner*innen der Erkrankten. Das Verletzungsrisiko ist nicht zu unterschätzen!