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Der Trend der Blaulichtfilter-Brillen: Tipps vom Optiker

Gesund und sexy: Blaulichtfilter-Brillen können sogar echt gut aussehen. Joachim Klotz
Hannes Daher

Veröffentlicht von Hannes Daher am 14.08.2019

Immer mehr Menschen fürchten sich vor dem blauen Licht und seinen schädlichen Wirkungen. Sie greifen deshalb häufig zu sogenannten Blaulichtfilter-Brillen. Wir haben eine Augenoptikerin rund um das Thema befragt. Was die Brillen können, wie sie funktionieren und ob sie wirklich sinnvoll sind, diese und weitere Antworten erfahrt ihr hier.

Melinda Engels ist seit einigen Jahren Augenoptikerin und seit Kurzem studierte Optometristin in Berlin. Wir haben sie zum Thema Blaulichtfilter-Brillen befragt und konnten dabei interessante Fakten von einer Expertin erfahren. Diese auch zum Thema Schlaf.

Was ist blaues Licht eigentlich? Welche Gefahren gehen davon aus?

Das Spektrum des sichtbaren Lichts lässt sich in gewisse Wellenlängenbereiche unterteilen. Der blaue Bereich reicht dabei von circa 380 bis 500 Nanometer und erscheint uns Menschen als blaue Farbe.

Dieses Licht ist sehr energiereich, da es relativ kurze Wellenlängen besitzt. Vergleichbar ist das auch mit dem noch kurzwelligeren UV-Licht, von dem jeder weiß, dass es schädlich für den Körper und insbesondere die Augen ist. Das heißt, dass auch blaues Licht die Zellen der Netzhaut schädigen kann und somit Beschwerden wie die altersbedingte Makuladegeneration (AMD), Reizungen und trockene Augen begünstigen kann.

Blaues Licht kommt heute übrigens überall vor. Im Tageslicht ist es in natürlichen Anteilen enthalten. Fast alle Bildschirme, Smartphones, Tablets, Laptops und Fernseher sind aber Quellen eines überhöhten Anteils an unnatürlichem blauem Licht. Dieses belastet unsere Augen dabei noch viel intensiver.

Und was hat blaues Licht mit dem Schlaf zu tun?

Man weiß, dass blaues Licht ein Signal für das Gehirn ist, wach sein zu müssen. Dabei hat man herausgefunden, dass durch relativ komplexe biochemische Vorgänge die Produktion des Schlafhormons Melatonin unterbunden wird.

Stellt man sich nun vor, dass wir tagtäglich und bis in die späte Nacht mit blauen Lichtquellen konfrontiert sind, sind Einschlafprobleme und Schlafstörungen vorprogrammiert. Aber es gibt ja glücklicherweise auch Schutzmaßnahmen dagegen, wie zum Beispiel Blaulichtfilter-Brillen (auch Blue-Blocker-Brillen genannt).

Wir haben die Blaulichtfilterbrille von Wizion getestet. Hier geht's zum Testbericht.

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Was sind Blaulichtfilter-Brillen überhaupt?

Das sind Brillen, die nur einen Teil des blauen Lichts oder gar kein blaues Licht mehr ans Auge lassen. Die Brillengläser wurden bei diesen Brillen speziell modifiziert und besitzen beispielsweise eine besondere Beschichtung, die blaues Licht absorbieren oder filtern kann.

Es gibt die Brillen auch in den verschiedensten Varianten. Das heißt, dass sie mit und ohne Sehstärke, mit unterschiedlichen Filtersystemen bzw. Filterbereichen und in verschiedenen Tönungen vorhanden sind. Welche für den Einzelnen am besten geeignet sind, kommt immer auf die Situation und die Vorgeschichte an.

Ich persönlich finde die Brillen ohne Tönung von der Ästhetik ansprechender. Diese Brillen mildern zwar nur einen Teil des blauen Lichts ab, können das Auge aber auch langfristig schützen. Für Menschen mit Vorerkrankungen der Netzhaut beispielsweise ist dieser Schutz aber häufig nicht ausreichend und man muss eher zu den sogenannten Kantenfiltern greifen, die eben je nach Filterbereich eine gelblich-orange Tönung aufweisen.

Wann sind solche Brillen besonders sinnvoll? Wer benutzt sie überhaupt?

Es spricht vieles dafür, solche Blaulichtfilter-Brillen zu benutzen. Insbesondere gilt das dann, wenn man viel mit Bildschirmen im Alltag oder Berufsleben zu tun hat. Und wer hat das nicht? Viele benutzen einen solchen Blaulichtfilter besonders für Arbeitsplatzbrillen, wobei diese die Leistungsfähigkeit deutlich steigern sollen, weil das Auge entlastet wird und Beschwerden wie Augenreizungen oder Ermüdungserscheinungen sich erst später einstellen.

Hinzu kommt auch noch, dass man durch den Filter-Effekt kontrastreicher sehen kann. Und wie gesagt: Solche Brillen können dann auch vor Langzeiteffekten wie der AMD schützen.

Wer auch im täglichen Leben und besonders abends diesen Schutz trägt, kann sein Einschlafverhalten ebenso deutlich verbessern. Dies, weil es eben nicht mehr zu einer Hemmung der Melatonin-Produktion durch das blaue Licht der Bildschirme kommt.

Blaues Licht soll aber auch wichtig für die Regulation des Schlaf-Wach-Rhythmus sein. Können Blaulichtfilter-Brillen dies nicht stören?

Ja, blaues Licht hat sowohl positive als auch negative Auswirkungen auf unsere Gesundheit. Hier muss man sich die einzelnen Frequenzbereiche des Lichts anschauen, da diese unterschiedliche Auswirkungen auf unseren Körper bzw. auf unsere Augen haben.

Licht zwischen 380 und 450 Nanometern ist aufgrund der kürzeren Wellenlänge energiereicher. Dieses kann das Auge bzw. die Netzhaut schädigen. Blaues Licht zwischen 450 und 500 Nanometern ist dann wieder etwas energieärmer (da größere Wellenlängen) und ist wichtig für die Schlaf-Wach-Regulation. es ist also wichtig, dass wir tagsüber kei n Melatonin produzieren und somit wach sind.

Blaulichtfilter-Brillen, die vollständig den blauen Bereich abdecken und auch vollständig absorbieren, das heißt Kantenfilter im Bereich zwischen 380 und 500 Nanometern, sind für gesunde Menschen meiner Meinung nach tagsüber nicht notwendig. Sie sind eher für Menschen geeignet, die schon Vorerkrankungen der Augen haben (AMD,...) und diese unbedingt schützen müssen.

Gesunde Menschen sollten also tagsüber nur Brillen mit einem Filter bis 450 Nanometer tragen. Alternativ empfehle ich immer Brillen, die lediglich die Intensität des blauen Lichts reduzieren, aber auch blaues Licht noch ans Auge lassen. Das verhindert, dass das Auge zu stark gestresst oder geschädigt wird. Im Gegensatz kommt es aber zu keiner Fehlregulation des Schlaf-Wach-Rhythmus (Müdigkeit am Tag, Depressionen,...).

Abends oder nachts kann man dann diese Blaulichtfilter-Brillen tragen, die quasi das komplette blaue Licht absorbieren, weil es hier darum geht, das Auge zu schützen und auch die Melatonin-Produktion nicht zu unterdrücken.

Wie häufig werden Brillen mit Blaulichtfilter beim Optiker gekauft? Zeichnet sich dort ein Trend ab?

Ich würde sagen: Auf jeden Fall. Ich schätze, dass über 60 Prozent aller Kunden mittlerweile auch Brillengläser mit einem Blaulichtfilter kaufen. Und die Tendenz steigt. Aber das kostet auch. Je nach Hersteller und Angebot variieren in Fachgeschäften die Preise zwischen 50 und 100 Euro für eine solche spezielle Beschichtung. Diese zahlt man dann zusätzlich auf seine Gläser.

Einfache Lesebrillen oder Brillengläser ohne Stärke, die eine solche Modifizierung besitzen, sind natürlich billiger. Dort gibt es auch schon Modelle ab 20 Euro. Im Internet findet man auch viele Brillen zu einem ähnlichen Preis. Dort variieren das Preisspektrum und die vorhandene Qualität aber enorm.

Hervorzuheben sind aber auch wieder die Bildschirmarbeitsplatzbrillen. Auch hier kann ein Blue-Blocker verwendet werden, was eigentlich heutzutage auch immer so in Kombination angeboten wird.

Was ist eigentlich eine Bildschirmarbeitsplatzbrille genau?

Das ist eine Brille speziell für den Arbeitsplatz, die die Leseentfernung und Entfernung zum Monitor beispielsweise berücksichtigt. Das heißt aber auch, dass sie nur für Leute ist, die sowohl in der Ferne als auch in der Nähe eine Korrektion brauchen - also wie bei einer Gleitsichtbrille. Das kommt mit dem Alter.

Junge Leute brauchen diese spezielle Art der Brille noch nicht. Jedoch können diese sich natürlich auch einen Blaulichtfilter für ihre normale Brille einbauen lassen oder eben eine spezielle Brille ohne Stärke besorgen.

Wo kann man Brillen mit Blaulichtfilter kaufen und in welchen Ausführungen gibt es sie?

Diese Brillen oder speziell modifizierten Gläser kann man in Optiker-Fachgeschäften,-Ketten und im Internet erwerben. Dabei gibt es die verschiedensten Formen, Filtertechniken, Hersteller und Möglichkeiten.

Es gibt die Filter als Beschichtungen oder als spezielle Modifizierungen der Kunststoffgläser. Es gibt die Möglichkeit, die blaue Strahlung nur abzumildern oder komplett zu absorbieren. Außerdem spielt noch der Bereich eine Rolle, der gefiltert werden soll. Dabei gibt es häufig Angebote bis 400, 450 oder 500 Nanometer. Dies alles sollte man immer im Hinterkopf haben, wenn man eine solche Brille kaufen möchte.

Es gibt auch verschiedene Brillenformen. Sie werden als Lesebrillen mit Filtern angeboten oder als Brillen mit und ohne Sehstärke. Auch Gleitsicht- oder Bildschirmarbeitsplatzbrillen können eine Blaufilter-Funktion besitzen.

Zusätzlich gibt es auch für bereits bestehende Brillen sogenannte Brillen-Clips mit einem Filter, also Aufsätze für die Brille. Das ist aber immer eine Ästhetik-Frage und nicht jedermanns Sache. Es gibt auch einige Kontaktlinsen mit eingebautem Blaulicht-Filter.

Worauf muss man beim Kauf achten?

Fast jeder kennt bei Sonnenbrillen die Prüfsiegel und -angaben, die einen zuverlässigen Schutz vor der UV-Strahlung angeben. Solche Sachen gibt es bei den Blaulichtfilter-Brillen bisher noch nicht. Ich persönlich priorisiere natürlich eher Markengläser mit einem Zertifikat, weil ich mir dabei sicher sein kann, dass die Gläser und Beschichtungen einer angemessenen Qualität entsprechen. Bei Brillen aus dem Internet ist das vielleicht nicht immer ganz nachvollziehbar.

Wahrscheinlich ist auch nicht jede Beschichtung oder jede Blaulichtfilter-Brille hinsichtlich ihrer Wirkung gleich gut. Da gehe ich von massiven Unterschieden aus.

Es gibt aber zwei Sachen, auf die man besonders achten sollte:

Filter sollten Licht bis 450 Nanometer reduzieren

Es werden viele Blaulichtfilter-Brillen angeboten, die das Licht nur bis 400 Nanometer reduzieren. Dies ist aber nicht ausreichend, da man bei blauem Licht bis 450 Nanometer von einer schädigenden Wirkung ausgeht. Die zuvor genannten negativen Effekte können also weiterhin ausgelöst werden. Wenn Hersteller oder Anbieter hierzu keine Angaben machen, ist von einem Kauf eher abzuraten.

Bei getönten Gläsern mit Kantenfiltern: Im Straßenverkehr zugelassen?

Bei getönten Gläsern mit Kantenfiltern kommt es je nach Filterbereich zu einer Farbverfälschung, da beispielsweise die Gegenfarbe Gelb viel heller wahrgenommen wird. Diese Farbveränderungen sind zum einen sehr gewöhnungsbedürftig und zum anderen bergen sie große Gefahren im Straßenverkehr, da sie die Sicht beeinträchtigen.

Man sollte also darauf achten, dass die Brillen bzw. Brillengläser für den Straßenverkehr geeignet und zugelassen sind. Die Kantenfilter 400 und 450 Nanometer sind in den meisten Fällen voll verkehrstauglich. Der Kantenfilter 511 Nanometer ist nur tagsüber erlaubt. Die Filter ab 527 Nanometern sind vom Gesetzgeber her nicht mehr verkehrstauglich.

Anders sieht das bei Gläsern aus, die das blaue Licht nur abmildern. Diese sind häufig generell zugelassen. Besonders im Straßenverkehr bieten übrigens die Brillen mit Blaulichtfilter auch einen besonderen Vorteil. Man wird nicht mehr so leicht von LED-Lichtern geblendet, sieht kontrastreicher und fährt nicht so angestrengt. Also sind Blaufilter-Brillen auch besonders beim Autofahren zu empfehlen.

Generell empfehle ich aber auch immer, sich seiner Bedürfnisse entsprechend von einer Fachkraft oder einem Optiker beraten zu lassen. Hier ist die Chance dann groß, dass man das Produkt erhält, was für einen selbst am besten passt.

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Tipps beim Kauf einer Brille mit Blaulichtfilter

Bedürfnisse richtig einschätzen

Man sollte sich zuvor fragen, welche gewünschten Funktionen die Brille haben soll. Im Anschluss kann man sich im Internet oder beim Optiker informieren.

 

Filter bis 450 Nanometer

Da besonders das kurzwellige Licht bis 450 Nanometer potentiell schädlich für die Augen ist, sollten die Brillen Filter enthalten, die bis in diesen Wellenlängenbereich reichen.

 

Verkehrstauglichkeit beachten

Nicht jeder Filter ist für den Straßenverkehr zugelassen. Man sollte also stets die Verkehrstauglichkeit der Brille überprüfen.

Hier haben wir die Blaulichtfilterbrille von Wizion getestet.

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Häufige Fragen zum Artikel

Hannes Daher

Master der Biochemie

Hannes ist Master der Biochemie und hat sich schon immer für die molekularen Voraussetzungen des gesunden Schlafs interessiert. Als angehender Wissenschaftler wurde ihm schnell bewusst, dass guter Schlaf ein Schlüsselfaktor ist, um am nächsten Tag wieder alles geben zu können. Gern möchte er sein Wissen weitergeben, um dem guten Schlaf zu einem gehobenen Stellenwert zu verhelfen. Hannes ist bei besserschlafen.de Experte für die biochemischen Ursachen von Schlafproblemen und Medizin-Themen.

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