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Schlafstörungen

Depression: "Schlafstörungen gehören für mich dazu"

Foto: Keenan Constance, Pexels.
Pari Sepehrband

Veröffentlicht von Pari Sepehrband am 26.08.2020

In etwa 350 Millionen Menschen leiden weltweit unter einer Depression. Schlafstörungen sind zugleich Symptom und Risikofaktor einer Depression. Mandy Fleer ist Studentin, Autorin und in der Jungen Selbsthilfe aktiv. Mit ihr habe ich mich über ihr Leben mit Depressionen und Schlafstörungen ausgetauscht.

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Mandy Fleer

Mandy lebt und studiert in Braunschweig. Sie engagiert sich in der Jungen Selbsthilfe und ist zudem als Autorin auf dem Blog der Initiative tätig. Auf „Lebensmutig“ schreibt Mandy über ihr Leben mit psychischen Erkrankungen und schafft damit einen wichtigen Schritt in Richtung Entstigmatisierung und Inklusion. In Zusammenarbeit mit anderen Autor*innen, ist „Lebensmutig“ ein Safe Space von Betroffenen für Betroffene. Auf ihrem eigenen Blog und Instagram gibt Mandy als „Mutsammlerin“ zusätzlich Einblicke in ihren Alltag rund um Mental Health.

Liebe Mandy, wie hast du letzte Nacht geschlafen?

Irgendwie nicht so super. Ich bin ständig aufgewacht und dann hat es immer ewig gedauert, bis ich wieder einschlafen konnte.

Du schreibst auf deinem Blog „Mutsammlerin“ über dein Leben mit psychischen Erkrankungen. Wann hast du das erste Mal gemerkt, dass du unter einer Depression leidest?

Das habe ich selbst gar nicht so wirklich gemerkt. Erst als ich mit 16 Jahren wegen einer Essstörung eine Psychotherapie gemacht habe, hat mir die Therapeutin erklärt, dass die vielen Selbstzweifel und negativen Gedanken Symptome einer Depression sind. In den beiden Therapien, die ich danach noch wegen meiner Sozialen Phobie gemacht habe, hatte ich immer das Gefühl, dass die Depression bei mir wie eine Beilage zum Hauptgericht ist.

Wie lange hat es gedauert, bis du dich dazu entschieden hast professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen?

Es war damals meine Mama, die mich zur ersten Therapie geschleppt hat. Selbst zuzugeben, dass ich Hilfe brauche, hätte ich mich damals sicherlich nicht getraut. Die Krankheitseinsicht kam auch erst wirklich im Laufe der Therapie. Nach zwei Jahren habe ich mich dann dazu entschieden, die Therapie zu beenden und mir eine neue Therapeutin zu suchen, weil ich mich nicht wirklich ernst genommen gefühlt habe und endlich bereit war, mich wirklich auf die professionelle Hilfe einzulassen und etwas dafür zu tun, dass es mir besser geht.

Wie macht sich die Depression bei dir bemerkbar?

Die Depression äußert sich bei mir vor allem in starken Selbstzweifeln und negativen Gedanken. Phasenweise fühle ich mich auch sehr erschöpft und antriebslos. An solchen Tagen kann ich irgendwie nichts mit mir anfangen. Mich kann nichts wirklich erfreuen und ich könnte vor Überforderung den ganzen Tag weinen.

Gehören Schlafstörungen und Müdigkeit zu den Begleiterscheinungen deiner Depression?

Schlafstörungen gehören bei mir leider dazu. Auch wenn ich durch die Antriebslosigkeit das Gefühl habe, dass ich am liebsten den ganzen Tag nur im Bett liegen und schlafen würde, bekomme ich meistens kein Auge zu. Dazu bin ich innerlich dann gleichzeitig viel zu unruhig und viel zu sehr in meinen Gedanken gefangen.

Psychische Erkrankungen und Schlafstörungen wirken häufig wie ein Teufelskreis. Hast du das Gefühl, dass dein Schlaf deine Depression beeinflusst?

Ein bisschen schon, ja. Wenn ich auf Dauer nur wenig und schlecht schlafe, fühle ich mich auch insgesamt erschöpft und antriebslos. Das löst dann wieder negative Gedanken aus und ich fühle mich noch schlechter.

Wie schaffst du es nach einem emotional anstrengenden Tag zur Ruhe zu kommen?

Mir hilft es immer sehr, meine Gedanken aufzuschreiben und diese dadurch auch ein bisschen aus meinem Kopf rauszuschreiben. Und ich versuche es zu vermeiden, Termine am Abend zu haben oder dann noch wichtige Aufgaben zu machen, damit ich abends genug Zeit habe, um zur Ruhe zu kommen.

Hast du eine Einschlafroutine?

Ja, in den letzten Monaten hat sich eine kleine Abendroutine bei mir entwickelt. Bevor ich ins Bett gehe, schreibe ich mir mit meiner besten Freundin auf, was jeweils an unserem Tag gut war. Meins schreibe ich dann immer noch in ein Notizbuch, um immer wieder darin blättern zu können. Dazu trinke ich immer eine Tasse heiße Schokolade. Danach wird der Wasserkocher angemacht, die Zähne werden geputzt und es geht mit einer Wärmflasche ab ins Bett.

Zu guter Letzt: Was ist dein persönlicher Einschlaftipp?

Wenn ich nicht einschlafen kann, mache ich mir gerne irgendeinen Podcast an oder lese ein Buch, bis mir die Augen zufallen. Das darf dann nur nicht zu spannend sein.

Mehr über Mandy und ihre Arbeit findest du auf ihrem eigenen Blog http://mutsammlerin.de/ und auf dem Blog der Jungen Selbsthilfe https://www.junge-selbsthilfe-blog.de/.

Mehr zum Thema Depression und eine Liste mit Anlaufstellen und kostenlosen Hilfe-Hotlines findest du hier!

Quellenverzeichnis

Pari Sepehrband

Als Schauspielerin spielte Pari auf der Bühne und schrieb ihre eigenen Theatertexte. Nach ihrer Schauspielausbildung begann sie das Studium der Publizistik und Theaterwissenschaft. Mittelpunkt ihrer Arbeit ist ein ganzheitliches Verständnis über Gesundheit als Beziehung zwischen Geist und Körper.

pari@besserschlafen.de