Wie viel Schlaf pro Nacht ist gesund?
Das Schlafbedürfnis einzelner Personen kann sehr unterschiedlich ausfallen. Genetische Faktoren sorgen dafür, dass manche mit sehr wenig Schlaf auskommen und trotzdem leistungsfähig bleiben, andere stattdessen sehr viel Schlaf brauchen, weil sie sich ansonsten nicht mehr konzentrieren können und erschöpft fühlen.
Babys, Kinder und junge Erwachsene brauchen mehr Schlaf als ältere Menschen und Senioren. Das liegt zum Teil daran, dass Wachstum und ein erhöhter Stoffwechsel von jungen Menschen mehr Energie und so auch mehr Regenerationszeit fordern. So brauchen junge Menschen oft neun oder mehr Stunden Schlaf.
Der normale Erwachsene sollte mindestens sieben Stunden schlafen, um leistungsfähig und gesund zu bleiben. Im Alter reichen vielen auch weniger Stunden Schlaf. Zu viel Schlaf ist auch möglich und kann zu Trägheit und ungesunden Nebeneffekten führen.
Ab wann spricht man von Schlafmangel?
Akuter Schlafmangel kann schon nach einer einzigen zu kurzen Nacht auftreten und direkte Effekte auf unseren Körper haben. Viele leiden jedoch unter chronischem Schlafmangel und schlafen, oft bedingt durch die Arbeit oder Kinder, jede Nacht zu wenig.
Schon zwei Stunden weniger Schlaf in einer Nacht können sich auf den nächsten Tag und unsere Leistungsfähigkeit auswirken. Dieser kurzfristige Mangel entspricht aktuellen Forschungsergebnissen nach, einem Alkoholspiegel im Blut von etwa 0,6 bis 0,8 Promille. Infolgedessen können wir uns schlechter konzentrieren, unsere Reaktionsfähigkeit ist hinabgesetzt und wir treffen schlechtere Entscheidungen.
Chronischer Schlafmangel, also weniger als sieben Stunden Schlaf pro Nacht über einen Zeitraum von mehreren Wochen, oder gar Monaten, sorgt für längerfristige Veränderungen in unserem Körper und kann krank und dick machen.
Die Wirkung von Schlafmangel auf unser Hirn, Symptome:
Aufmerksamkeits-, und Gedächtnis-Probleme
Die Aktivität der Hirnregionen, welche die Aufmerksamkeit und unser Bewusstsein steuern, ist durch einen Schlafmangel gedrosselt. Dadurch können wir uns schlechter konzentrieren und unser Gedächtnis ist beeinträchtigt, wir werden vergesslich.
Schlechtere Zusammenarbeit unserer Neuronen
Unsere Nervenzellen (Neuronen) verschiedener Areale im Hirn funktionieren besser, umso synchroner sie zusammenarbeiten. Durch einen Mangel an Schlaf verringert sich diese Synchronizität.
Häufigeres „Tagträumen“
Beim „Tagträumen“ oder dem „Gedanken schweifen lassen“, wird das sogenannte „Default-Mode-Netzwerk“ (dt. Ruhezustandsnetzwerk) aktiviert. Konzentrieren wir uns auf das lösen einer bestimmten Aufgabe, wird dieses Netzwerk deaktiviert. Schlafmangel sorgt dafür, dass das Hirn immer wieder unwillkürlich in den „Default-Mode“ springt und wir so nicht gut „bei der Sache bleiben können“.
Risikoreicheres Verhalten
Unser Ess- und Risikoverhalten wird durch einen Schlafmangel verändert. Wahrscheinlich bringt der Neuromodulator Adenosin, welcher sich während des Wachzustands vermehrt im Hirn anreichert, die Erregungsleitung in unserem Belohnungssystem aus dem Gleichgewicht. Belohnungsreize werden dadurch anders von uns bewertet. Die Folge können Heißhunger und eine erhöhte Risikobereitschaft sein.
Emotionale Instabilität
Durch zu wenig Schlaf werden bevorzugt negative Reize von unserem Hirn verarbeitet und so verstärkt wahrgenommen. Die Folge können schlechte Laune, Gereiztheit und eine betrübte Stimmung sein.
Auswirkungen von Schlafmangel auf unsere Gesundheit
Chronischer Schlafmangel kann eine ganze Reihe von gesundheitlichen Folgen für uns haben. Neben einer Gewichtszunahme steigt auch das Risiko für Infekte und Erkrankungen wie Diabetes, Bluthochdruck, Depression und Krebs.
Wer zu wenig schläft wird schneller dick
Auch während der Nacht laufen die Stoffwechselprozesse im Körper weiter und verbrennen Energie. Da wir nachts nichts essen, nehmen wir so gesehen im Schlaf ab. Weiterhin wird während des Schlafs vermehrt das Hormon Leptin ausgeschüttet. Dieses hemmt unser Hungergefühl. Nach dem Aufwachen wird die Leptinausschüttung reduziert und anstelle dessen das Hormon Ghrelin ausgeschüttet. Ghrelin sorgt für ein Hungergefühl und lässt uns zum Essen greifen. Die bei einem Schlafmangel fehlende nächtliche Regeneration versucht der Körper tagsüber durch vermehrtes Essen auszugleichen. Es entsteht ein oft schlecht zu kontrollierender Heißhunger und eine dadurch bedingte ungesunde Ernährung, die längerfristig ein Übergewicht begünstigen.
Chronischer Schlafmangel kann eine ganze Reihe von gesundheitlichen Folgen für uns haben. Neben einer Gewichtszunahme steigt auch das Risiko für Infekte und Erkrankungen wie Diabetes, Bluthochdruck, Depression und Krebs.
Studien zeigten auch, unsere Muskulatur, welche dauerhaft Energie benötigt, greift während einer durchwachten Nacht weniger auf Glukose zurück, sondern verbraucht mehr Proteine zur Energiegewinnung. Sie baut sich quasi selbst ab. Gegensätzlich verhält sich anscheinend das Fettgewebe. Dieses baut sich während einer Nacht mit Schlafentzug eher auf und nutzt im Körper vorhandene Glukose, um neues Fett zu bilden.
Diese Ergebnisse führen die Forscher auf eine veränderte Genaktivität im Zustand des Schlafmangels zurück. Bestimmte Gene würden vom Körper hochgeregelt, andere heruntergeregelt werden.
Wer zu wenig schläft steigert sein Risiko an Diabetes zu erkranken
Chronischer Schlafmangel stört bestimmte Stoffwechselprozesse im Körper und erhöht so das Risiko an Diabetes Typ 2 zu erkranken. Beim Typ 2 Diabetes ist in erster Linie die Insulinsensitivität im Körper gestört. Nach der Nahrungsaufnahme steigt der Blutzucker. Insulin sorgt vereinfacht gesagt dafür, dass der Zucker aus dem Blut in die Organe und Muskeln gelangen kann und dort als Energie verwertet wird.
Durch eine gestörte Insulinsensitivität muss der Körper immer mehr Insulin ausschütten um den Zucker aus dem Blut in die Organe und Muskeln zu bringen. Daraus resultiert ein länger anhaltender, hoher Blutzucker nach der Nahrungsaufnahme und eine vermehrte Aktivität bestimmter Zellen der Bauchspeicheldrüse, welche Insulin ausschütten. Die Folge sind Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie Arteriosklerose, Herzinfarkte und Schlaganfälle, die durch die hohen Blutzuckerwerte bedingt werden, sowie eine Erschöpfung der Zellen der Bauchspeicheldrüse, welche auf lange Sicht in einer Insulin-Therapie enden kann.
Eine gestörte Insulinsensitivität bereits nach wenigen Nächten mit zu wenig Schlaf
Der US-Wissenschaftler Kenneth Wright der Universität von Colorade in Boulder untersuchte in einem Schlaflabor an Probanden, ab wie viel Stunden Schlafmangel die Diabetes-fördernden Effekte auftreten. Die Ergebnisse zeigten, schon eine Woche mit nur fünf Stunde Schlaf reduzierten die Insulinsensitivität der Probanden. Auch ein Ausschlafen am Wochenende konnte diese Effekte nicht sofort wieder rückgängig machen. Dies zeigt, sogar relativ kurze Phasen eines Schlafmangels haben bereits Auswirkungen auf unsere Gesundheit und können nicht mit nur einem Wochenende ausreichendem Schlaf ausgeglichen werden.
Wer zu wenig schläft erhöht sein Risiko für Bluthochdruck
Schlafmangel kann den Blutdruck erhöhen. Insbesondere Menschen, die weniger als fünf Stunden pro Nacht schlafen, habe ein deutlich erhöhtes Risiko an Hypertonie zu erkranken. Zum einen ist der Sympathikus durch einen Mangel an Schlaf vermehrt aktiv.
Der Sympathikus ist der Teil des vegetativen Nervensystems, welcher für Stressreaktionen verantwortlich ist, der Gegenspieler ist der Parasympathikus, welcher für Entspannung sorgt.
Zum anderen ist die Stresshormonausschüttung in den Nebennieren erhöht. Durch Kortisol, ein Stresshormon, wird hier wahrscheinlich die Ausschüttung von Mineralokortikoiden erhöht, welche der Entspannung der Blutgefäße entgegenwirken und so den Blutdruck erhöhen. Bluthochdruck wird als ein dauerhafter Wert von höher gleich 140/90 systolisch/diastolisch definiert.
Weitere Auswirkungen von chronischem Schlafmangel auf die Gesundheit:
Depression durch Schlafmangel
Studien konnten zeigen, insbesondere Menschen die dauerhaft zu wenig schlafen haben ein höheres Risiko eine Depression zu entwickeln. Man vermutet, dass neuronale und hormonelle Umstellungen im Hirn dazu führen können. Vor allem die Fähigkeit des Hirns sich positive Dinge zu merken, ist durch einen Schlafmangel eingeschränkt. Auch das emotionale Erleben wird durch einen Schlafmangel verändert.
Erhöhtes Risiko für Krebserkrankungen
Verschiedene Modelle versuchen die Ergebnisse von Studien zu erklären, in denen Schlafmangel mit einem erhöhten Risiko für verschiedene Krebserkrankungen einhergeht. Eine ungesunde Lebensweise und Ernährung, ein geschwächtes Immunsystem, sowie die erhöhte Ausschüttung von Stresshormonen werden hier genannt.
Schlafmangel im Krankenhaus und Delir
Das Delir ist ein akuter Zustand, der mit Verwirrung und körperlichen Reaktionen einhergeht. Oft tritt ein Delir nach Operationen, oder bei Patienten auf, die lange im Krankenhaus liegen. Eine Untersuchung zeigte, Patienten auf einer Intensivstation leiden vermehrt unter Schlafmangel ausgelöst durch Gerätschaften und Pfleger, die auch während der Nacht Geräusche verursachen. Diese Patienten hatten ein deutlich erhöhtes Risiko an einem Delir zu erkranken, als jene, die angaben, gut zu schlafen.
Epilepsie und Schlafmangel
Menschen die unter epileptischen Anfällen neigen, sollten auf ausreichenden Schlaf achten. Schlafmangel setzt die natürliche Krampfschwelle des Hirns herunter. Neuronen sind somit empfänglicher für überschießende Reaktionen und ein Krampfanfall wird wahrscheinlicher.
Wer zu wenig schläft schwächt sein Immunsystem
Verschiedene Faktoren können das Immunsystem dämpfen und uns angreifbarer für Viren und Bakterien machen. Schlafentzug sorgt für eine vermehrte Ausschüttung von Stresshormonen wie Kortisol. Dieses wirkt unserem Immunsystem entgegen und stört unsere Immunzellen bei der Abwehr von Infektionen. Einen weiteren Zusammenhang vermuten Forscher in einem erhöhten Blutzucker, welcher durch Schlafmangel ausgelöst wird und für vermehrte Entzündungsreaktionen im Körper sorgen kann.
Ausreichender Schlaf schützt vor Alzheimer, Demenz und Parkinson
Tagsüber, im Wachzustand, sammeln sich verschiedene Abfallstoffe unseres Stoffwechsels im Hirn an. Diese werden nachts, während wir schlafen, abtransportiert.
Dieses Reinigungsprogramm unseres Hirns entfernt so unter anderem auch bestimmte Proteine. Bei der Alzheimer-Erkrankung wird die Funktion unseres Hirns durch verklumpte Proteinablagerungen beeinträchtigt.
Kann man einen Schlafmangel am Wochenende ausgleichen?
Der natürliche Schlafdruck nimmt mit zunehmenden Schlafmangel zu. Das heißt, haben wir die ganze Woche zu wenig geschlafen, können wir am Wochenende schnell einschlafen und auch länger ausschlafen. Subjektiv fühlen wir uns danach meist erholt und sollten die Möglichkeit auszuschlafen auch wahrnehmen.
Allerdings zeigen Studien, negative Effekte die durch einen chronischen Schlafmangel bedingt sind, wie zum Beispiel eine erhöhte Insulinresistenz, lassen sich nicht einfach durch ein Wochenende mit ausreichendem Schlaf ausgleichen. Besser ist, auch unter der Woche einen Rhythmus zu finden, der ausreichenden Schlaf zulässt.
Häufige Fragen zum Artikel
Der normale Erwachsene sollte mindestens sieben Stunden pro Nacht schlafen. Jüngere Menschen benötigen oft mehr Schlaf, ältere Menschen im Verlauf ihres Lebens immer weniger. Allerdings variiert die benötigte Schlafdauer von Mensch zu Mensch und ist wohl auch genetisch determiniert.
Ein Schlafmangel kann bereits nach einer Nacht mit deutlich weniger als sieben Stunden Schlaf auftreten. Die kurzfristigen Symptome sind eine Konzentrationsschwäche und eine allgemeine Erschöpfung. Chronischer Schlafmangel tritt auf, wenn über mehrere Tage und Wochen an mindestens drei Tagen in der Woche weniger als sieben Stunden geschlafen wird.
Bereits nach einer Nacht mit zu wenig Schlaf können Symptome wie Konzentrationsschwäche, eine verminderte Reaktionsfähigkeit und allgemeine Erschöpfung auftreten. Weiterhin kann es zu Heißhungerattacken und Sekundenschlaf kommen.
Chronischer Schlafmangel schwächt das Immunsystem und macht uns anfälliger für Infekte. Das Risiko für Diabetes Typ 2, Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie Bluthochdruck und auch Depressionen steigt.
Chronischer Schlafmangel kann in erster Linier für Heißhunger während des Tages sorgen und bedingt oft eine ungesündere Ernährung. Der Körper baut vermehrt Muskeln ab und Fett auf. Dies ist wohl durch epigenetische Veränderungen unserer Gene bedingt.
Der Körper braucht die Ruhephase in der Nacht um in eine anabole Stoffwechsellage zu kommen und Muskeln aufzubauen, die am Tag trainiert wurden. Schlafmangel sorgt für einen gegenteiligen Effekt. Proteine werden vermehrt abgebaut und zur Energiegewinnung genutzt, währenddessen Fettgewebe vermehrt aufgebaut wird.
Chronischer Schlafmangel kann langfristig folgende Folgen haben:
-eine erhöhte Insulinresistenz und in der Folge ein Diabetes Typ 2
-ein erhöhter Blutdruck
-ein erhöhtes Risiko für Schlaganfälle und Herzinfarkte
-ein erhöhtes Infektrisiko durch ein geschwächtes Immunsystem
-ein erhöhtes Risiko für Depressionen
-ein erhöhtes Risiko ein Übergewicht zu entwickeln
-ein erhöhtes Risiko für Krebserkrankungen
Chronischer Schlafmangel kann langfristig zu Bluthochdruck führen, indem es zum einen zu einem erhöhten Sympathikotonus kommt und zum anderen die Ausschüttung von Mineralokortikoiden beeinflusst, welche für eine Kontraktion der Blutgefäße sorgen können. Auch das Diabetes-Risiko steigt und somit das sekundäre Risiko an Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu erkranken.
Chronischer Schlafmangel sorgt für gestörte Abläufe im Hirn und in unserem Hormonhaushalt. Wir nehmen vermehrt negative Dinge war und die Verarbeitung von emotionalen Stimuli ist gestört. Es existieren auch andere Theorien die eine Verbindung zwischen einem gestörten Schlafrhythmus und Depressionen vermuten. Allerdings ist auch erwiesen, dass zu viel Schlaf während einer Depression negative Effekte auf den Krankheitsverlauf hat.