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Schlafstörungen

Die Schlafkrankheit: Gefahr durch die Tsetse-Fliege

Benito Schilling

Veröffentlicht von Benito Schilling am 30.04.2019

Die Schlafkrankheit wird eigentlich afrikanische Trypanosomiasis genannt und ist eine durch die Tsetse-Fliege übertragene parasitäre Erkrankung. Unbehandelt verläuft die Erkrankung meist tödlich und ist unter anderem durch Schlafstörungen gekennzeichnet.

Schlafkrankheit Überblick

Die Schlafkrankheit oder afrikanische Trypanosomiasis wird durch Parasiten der Gruppe Trypanosoma brucei ausgelöst und durch den Stich der Tsetse-Fliege übertragen. In 36 afrikanischen Ländern sind die Parasiten zu finden und jedes Jahr erkranken mehrere tausend Menschen an der Krankheit. Immer wieder kam es in der Vergangenheit zu größeren Epidemien wie zum Beispiel zwischen 1896 bis 1906 in Uganda, während welcher circa 200.000 Menschen an der Krankheit erlagen. Weltweit sind Schätzungen zufolge mehrere hunderttausend Menschen mit den Parasiten infiziert.

Erreger der Schlafkrankheit

Die afrikanische Trypanosomiasis wird durch Parasiten der Gruppe der Trypanosomen ausgelöst. Trypanosomen sind Einzeller (Protozoen), welche sich in Tieren und Menschen vermehren können und die Tsetse-Fliege als Vektor, also als Überträger, nutzen. Man kann zwei unterschiedliche Erregertypen nach ihrem Verbreitungsgebiet unterscheiden: West- und Ostafrika

Westafrikanische Trypanosomiasis

In westafrikanischen Ländern wird die Schlafkrankheit hauptsächlich durch Trypanosoma brucei gambiense ausgelöst. Hier ist der Mensch der Hauptwirt der Parasiten und die Tsetse-Fliege überträgt die Parasiten von Menschen zu Menschen. Die westafrikanische Form verläuft langsamer als die ostafrikanische Form, der Tod tritt meist erst nach Jahren durch eine Meningoenzephalitis ein.

Ostafrikanische Trypanosomiasis

Die ostafrikanische Form der Schlafkrankheit wird durch Trypanosoma brucei rhodesiense ausgelöst. Der Hauptwirt für die Parasiten sind Wild- und Nutztiere, Menschen werden nur sporadisch durch den Stich einer Tsetse-Fliege, welche vorher ein infiziertes Tier gebissen hat, infiziert. Die ostafrikanische Form verläuft akuter als die westafrikanische Form. Erkrankte sterben meist nach wenigen Wochen an einem akuten Herzversagen.

Überträger der Schlafkrankheit

Die Tsetse-Fliege selbst infiziert sich während sie ein infiziertes Tier oder einen infizierten Menschen beißt und dessen Blut und Lymphe aufnimmt. In der Fliege vermehren sich die Parasiten dann und reichern sich im Speichel an. Beißt die Fliege jetzt einen Menschen, gelangen mehrere tausend Erreger durch den Speichel in die Wunde und können sich dort vermehren. Die Tsetse-Fliege ist tagaktiv, und wird durch dunkle Kleidung und sich bewegende Fahrzeuge angezogen.

Symptome der Schlafkrankheit

Der Biss einer Tsetse-Fliege ist sehr schmerzhaft und bleibt selten unbemerkt. War die Fliege infiziert, bildet sich nach einigen Tagen bis Wochen eine schmerzhafte, rötliche Schwellung an der Einstichstelle. Dort vermehren sich die Parasiten erst lokal bevor sie dann in das Blut und die Lymphe übergehen.

Stadium I

In diesem Stadium gelangen die Parasiten in die Blutbahn (hämolymphatische Phase). Dies führt zu grippeähnlichen Symptomen, einer Lymphknotenschwellung am Hals und gegebenenfalls einer Vergrößerung der Leber und der Milz. Die Lymphknotenschwellung wird auch als „Winterbottom-Zeichen“ bezeichnet. Die ostafrikanische Form kann schon im ersten Stadium zu einer Herzentzündung und so zum Tod führen.

Stadium II

Im zweiten Stadium passieren die Parasiten die Blut-Hirn-Schranke und lösen so neurologische Symptome aus. Eine Meningoenzephalitis, also eine Entzündung des Hirns und der Hirnhäute führt zu Schlafstörungen, einer Umkehr des Schlaf-Wach-Rhythmus, Kataplexie (plötzliches Einschlafen und Verlust des Muskeltonus) und zu allerletzt einem Koma.

Ohne Therapie verläuft die Schlafkrankheit immer tödlich!

Ohne Therapie verläuft die Schlafkrankheit immer tödlich!

Diagnose der Schlafkrankheit

Neben den typischen Symptomen nach beziehungsweise während einer Reise in Länder, in denen die Schlafkrankheit auftritt, gibt es eine Reihe an Laboruntersuchungen, die die Trypanosomiasis bestätigen können. Durch eine mikroskopische Blut- oder Liquoruntersuchung (Hirnwasser) kann man die Parasiten mikroskopisch darstellen und die Diagnose sichern.

Therapie der Schlafkrankheit

Die Therapie muss unbedingt frühzeitig eingeleitet werden, da jede Verspätung einen tödlichen Ausgang der Infektion bedeuten kann.

Alle Medikamente, die für eine Therapie zur Verfügung stehen, gehen mit erheblichen Nebenwirkungen einher und so kann die Therapie selbst zum Tode führen.

Therapiert wird unter anderem mit Suramin und Pentamidin in Stadium 1, sowie Melarsoprol, Eflornithin und Nifurtimox in Stadium 2.

Schwierigkeiten der Therapie

Der menschliche Körper bekämpft die Infektion, indem er kleine Moleküle auf der Oberfläche der Parasiten angreift, sogenannte Antigene. Hat das menschliche Immunsystem diese einmal erkannt, fängt es an, Antikörper und Immunzellen gegen diese zu produzieren.

Trypanosomen sind jedoch zu einer Antigenvariation fähig. Das heißt, sie besitzen die Fähigkeit über 1000 verschiedene Antigene auf ihrer Oberfläche darzustellen und können diese wechseln. Das macht es dem menschlichen Immunsystem extrem schwer die Parasiten zu erkennen und erfolgreich zu bekämpfen.

Schutz gegen die Tsetse-Fliege

Bei Reisen in Gegenden, in welchen die Schlafkrankheit vorkommt, können einige Vorsichtsmaßnahmen getroffen werden, um sich gegen den Biss einer Tsetse-Fliege und somit einer möglichen Infektion mit Trypanosomen zu schützen.

Hierzu zählen:

  • Lange, helle Kleidung aus relativ dickem Stoff, da die Tsetse-Fliege auf dunkle Kleidung reagiert und sogar durch T-Shirts und dünne Hosen beißen kann.
  • Auftragen von Moskitorepellents mit einem mindestens 30-prozentigen DEET Anteil
  • Schlafen unter imprägnierten Moskitonetzen
  • Autofahrten mit geschlossenem Fenster, da die Tsetse-Fliege von Fahrzeugen in Bewegung angelockt wird
  • Inspektion von Räumen und Fahrzeugen vor dem Eintritt

Häufige Fragen zum Artikel

Benito Schilling

Medizinstudent und Schlafexperte

Benito ist Medizinstudent und und interessiert sich für alle Themen rund um Gesundheit, Sport und Schlaf. Sein Nebenjob im Schlaflabor eines Uniklinikums bringt ihn in unmittelbare Nähe von Schlafexperten, Neurologen mit der Zusatzbezeichnung Schlafmediziner, welche er frei heraus zu medizinischen Schlafthemen befragt, sobald er bei seinen Recherchen auf Unklarheiten stößt. Er selbst versucht seinen Schlaf jede Nacht auf's Neue zu optimieren und findet, Schlaf sei aus medizinischer Sicht einer der interessantesten Teile der menschlichen Physiologie. Benito ist unser Experte für alle medizinischen Themen rund um Schlaf, Schlafprobleme und der Physiologie dahinter.

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