Was ist Earthing?
Earthing oder auch Grounding (Englisch für Erdung) bezeichnet die Verbindung des Körpers mit der natürlichen elektrischen Oberflächenladung der Erde. Für mich klang das im ersten Moment nach Esoterik ohne naturwissenschaftliche Basis. Als ich begann in Datenbanken für medizinische Literatur zu recherchieren wurde ich überrascht:
Es gibt einige Publikationen in führenden medizinischen Fachzeitschriften, die sich mit dem Thema Earthing beschäftigen.
Doch was ist Earthing? Einfach gesagt bedeutet Earthing seine Haut in Berührung mit der Erdoberfläche zu bringen. Sprich: Barfuß laufen, in kurzen Klamotten auf der Wiese sitzen, ein Tag am Strand, … Das alles ist Earthing.
Earthing soll zahlreiche positive Wirkungen auf den Körper haben:
- Schmerzreduzierend
- Antientzündlich
- Verbessertes Herz-Kreislauf-System
- Besserer Schlaf
Doch welche Mechanismen stecken hinter Earthing?
Wie funktioniert Earthing?
Der Mechanismus von Earthing beruht auf der negativen Ladung unserer Erdoberfläche im Vergleich zur unmittelbar über ihr liegenden positiv geladenen Luftschicht. Vielleicht erinnerst du dich an deinen Physikunterricht: Elektrische Ladungsunterschiede bedeuten Stromfluss.
Der elektrische Strom, der fließt, wenn unsere nackte Haut die Erdoberfläche berührt, soll laut wissenschaftlicher Erkenntnisse besonders gesund für uns sein.
Entzündungshemmende Wirkung
In der Fachliteratur ist der am häufigsten beschriebenen Effekt des Earthings seine antientzündliche Wirkung.
Erklärt wird das so: Entzündungen werden durch reaktive Sauerstoffspezies befeuert und ausgelöst, da sie durch ihre hohe Reaktivität gewebeschädigend wirken. Diese reaktiven Sauerstoffspezies sind positiv geladen. Das Earthing neutralisiert sie:
Die negativ geladenen Elektronen der Erdoberfläche, die beim Earthing in unseren Körper strömen, binden an die positiv geladenen Sauerstoffspezies. Die freien Radikale werden also unschädlich gemacht und können unser Gewebe so nicht mehr beschädigen.
Reaktive Sauerstoffspezies
Definition
Reaktive Sauerstoffspezies sind Moleküle, die Sauerstoff enthalten und chemisch hoch reaktiv sind. Chemisch gesehen gibt es also viele verschiedene Moleküle, die als reaktive Sauerstoffspezies bezeichnet werden können. Reaktive Sauerstoffspezies werden auch ROS (Abkürzung für Englisch: reactive oxygen species), freie Radikale, Sauerstoffradikale oder Oxidantien genannt. Zu ihnen gehören unter anderem Wasserstoffperoxid, Ozon und das Hyperoxid-Anion.
Wann entstehen reaktive Sauerstoffspezies?
ROS entstehen in jedem gesunden Körper. Sie sind ein Nebenprodukt unserer Zellatmung, ein Prozess, in dem unser wichtigste Energielieferant ATP hergestellt wird. Außerdem nutzt unser Immunsystem den reaktiven Effekt der ROS: Immunzellen stellen reaktive Sauerstoffspezies her um so Krankheitserreger zu zerstören. Doch reaktive Sauerstoffspezies entstehen auch durch einen ungesunden Lebensstil und Umwelteinflüsse: Feinstaubbelastung, Umweltgifte, Rauchen, ungesunde Ernährung, …
Gesunde Effekte
Für ROS gilt: Die Dosis macht das Gift. In sehr geringer Dosis haben sie einen positiven Effekt auf unseren Körper. Sie leisten so einen wichtigen Beitrag in unserer körpereigenen Immunabwehr. Krebszellen und Krankheitserreger wie Viren, Parasiten und Bakterien mit Hilfe von ROS von Immunzellen unschädliche gemacht werden.
Ungesunde Effekte
Gelangen zu viele reaktive Sauerstoffspezies in unseren Körper, wirken sie schädigend. Unser Körper kann antioxidative Stoffe herstellen, die die ROS unschädlich machen. Doch sind diese Systeme ausgelastet, verliert er schnell die Kontrolle. Die Folgen: Gewebeschäden, Entzündungen, Zellentartung und Krebs.
Durchblutung
Im Gegensatz zu den teils positiv geladenen ROS sind unsere roten Blutplättchen, die Erythrozyten, negativ geladen. Das ist auch gut so. In den Blutgefäßen stoßen die Erythrozyten sich gegenseitig ab und können so nicht so schnell verklumpen.
Lagern sich die zu stark Blutzellen zusammen, bedeutet das nämlich nichts Gutes für den Körper: Die zusammengelagerten Erythrozyten stören den Blutfluss und können kleine Blutgefäße verstopfen. Das von diesen Blutgefäßen versorgte Gewebe erhält nun nicht mehr genug Sauerstoff und Nährstoffe. Im schlimmsten Fall kann es sogar absterben.
Forschende vermuten, dass Earthing der Zusammenlagerung von Blutzellen entgegenwirkt:
Die negative Ladung, die von der Erdoberfläche in unseren Körper fließt, überträgt sich auf unsere Blutzellen. Die gegenseitige Abstoßung der Erythrozyten wird so verstärkt.
Wissenschaftler*innen konnten diese Hypothese mit Experimenten bekräftigen: Das Zeta-Potenzial, das die negative Ladung unserer Blutzellen beschreibt, erhöhte sich durch Earthing um das 270 fache.
Eine verbesserte Durchblutung hat zahlreiche gesunde Effekte auf unseren Körper:
- Verbesserte Wundheilung
- Niedrigerer Blutdruck
- Weniger Ausschüttung von Stresshormonen wie Kortisol
- Verbessertes Hautbild
Was sagen wissenschaftliche Studien?
Schlaf
Mehrere Studien der letzten Jahre sahen einen positiven Effekt des Earthings auf unseren Schlaf.
In einer Studie aus dem Jahr 2000 testeten die Forschenden Earthing bei unter Schlafstörungen leidenen Personen. Die Proband*innen schliefen einen Monat jede Nacht auf einer konduktiven Matratze, die den Effekt des Earthings nachahmt.
Die Studie war doppelt verblindet. Das bedeutet, dass weder die Proband*innen noch die das Experiment durchführenden Wissenschaftler*innen wussten, welche der 60 Personen zur Earthing- oder Kontrollgruppe gehörten.
Die Ergebnisse waren überraschend eindeutig: Earthing verbesserte die Schlafqualität, Einschlafzeit, das Gefühl sich ausgeruht zu fühlen und generelle Wohlbefinden fast aller Proband*innen.
In jüngeren Studien wurden auch objektiv messbare Parameter verglichen. Sie bestätigen die positiven Effekte des Earthings:
Die Level unseres Stresshormons Kortisol, die Hautleitfähigkeit, Blutdruck und Puls sanken deutlich.
Das alles sind Hinweise auf eine verminderte Stressreaktion des Körpers. Proband*innen konnten sich durch das Earthing wahrscheinlich besser und schneller entspannen und schliefen daher besser.
Blutfluss und Wundheilung
In einer kalifornischen Studie aus dem Jahr 2014 testeten Forschende den Effekt von Earthing auf unseren Blutfluss. Mit einer speziellen Laserkamera maßen sie den Blutfluss im Gesicht von Proband*innen die gleichzeitig geerdet wurden. Der Unterschied zwischen Earthing- und Kontrollgruppe auf den Bildern ist offensichtlich: Die Durchblutung verbesserte sich deutlich durch das Earthing.
Eine andere Forschungsgruppe schaute sich die Durchblutung des Körperrumpfes während des Earthings an und sahen auch hier Verbesserungen. Besonders die Verdauungsorgane der Proband*innen wurden besser durchblutet.
Ein Aha-Moment für Forschende: Die verbesserte Durchblutung durch Earthing erklärt die zahlreichen Fallbeschreibungen von Kliniker*innen, in denen Patient*innen mit Wundheilungsstörungen durch Earthing geholfen werden konnte. Durch eine bessere Durchblutung können mehr Sauerstoff, Nährstoffe und für die Heilung wichtige Stoffe und Zellen die Wunde erreichen. Viele Ärzt*innen berichten, ihren oft verzweifelten Patient*innen so geholfen zu haben können.
Muskelkater
Den positiven Effekt des Earthings bei Muskelkater konnten mehrere Forschungsgruppen bestätigen. Die aktuellste Studie dazu kommt aus Salzburg. Sie konnten feststellen, dass die Muskeln der Proband*innen sich nach intensiver körperlicher Belastung durch Earthing schneller erholten:
- Schnellere Muskelerholung
- Weniger Verletzungen des Muskelgewebes
- Weniger Muskelentzündung
Fazit
Insgesamt bin ich beeindruckt: Earthing ist eine natürliche, nebenwirkungsfreie Methode die Gesundheit zu verbessern. Guter Schlaf, eine bessere Durchblutung, weniger Entzündungen und Stresssymptome und eine schnellere Muskelerholung nach dem Training sind nur einige der zahlreichen positiven Effekte. Dazu ist Earthing einfach und kostenlos: Ich werde in Zukunft öfter barfuß durch den Park gehen.