bsb-logo
menu

Selbsttests & Hilfe

Luzide Träume: Bedeutung und Nutzen

Lara Krüger

Veröffentlicht von Lara Krüger am 06.05.2019

Christopher Nolans Film Inception erzählt von einer Welt, in der Menschen sich in selbst designten Traumwelten verlieren. Auch fernab der Blockbuster-Welt gibt es so etwas wie Traumsteuerung. Was luzides Träumen eigentlich ist und wie man es erlernen kann, erfahrt ihr hier.

Luzides Träumen - was ist das eigentlich?

Luzide Träume werden auch als Klarträume bezeichnet und beschreiben das Bewusstsein des Träumenden über seinen Zustand. Das bedeutet, dass du dir im Schlaf darüber bewusst bist, dass du gerade schläfst und sich die erlebte Traumwelt fernab von der Realität abspielt.

Dieses Bewusstsein gibt dir die Möglichkeit, deine Träume zu beeinflussen, zu formen, zu lenken und zu steuern. Du begibst dich damit an einen Ort unbegrenzter Möglichkeiten. Ein Ort, an dem du fliegen, mit Toten sprechen oder dich mit Keanu Reeves für ein romantisches Date verabreden kannst.

Herkunft des Begriffs

Das Wort luzid kommt von dem lateinischen Wort für Licht. Der Begriff "Lucid Dream" geht auf Frederik Willems van Eeden zurück, einen niederländischen Psychiater und Dichter. Paul Tholey gab diesem Phänomen schließlich den Namen Klartraum.

Laut Tholey gelten folgende Kriterien für einen luziden Traum:

  • Klares Bewusstsein über den aktuellen Zustand des Träumens
  • Aktive Steuerung der eigenen Wahrnehmung
  • Der Sinn des Traumes ist verständlich
  • Eine verstärkte Erinnerung an den Traum
  • Der Zustand absoluter Klarheit als Gegensatz zum generellen, verwirrten Traumzustand

Luzide Träume als wissenschaftliche Methode

Ganz abgesehen von den offensichtlich reizvollen Auswirkungen auf den Träumenden, bringt das Feld der luziden Träume auch Vorteile für die Wissenschaft mit sich. Ein Klartraum erlaubt einen Zugang zu unserem Unterbewusstsein und ermöglicht so eine direkte Interaktion mit eben diesem verborgenen Teil unseres Bewusstseins.

Wissenschaftler haben herausgefunden, dass es möglich ist, im Traumzustand Fähigkeiten nicht nur anzuwenden, sondern auch zu erlernen. Der Spruch: "Das gelingt mir ja im Schlaf" bekommt dadurch eine ganz neue Bedeutung: Klarträumende können so etwa ihre Fremdsprachenkenntnisse verbessern oder Fachwissen verinnerlichen.

Wissenschaftler haben herausgefunden, dass es möglich ist, im Traumzustand Fähigkeiten nicht nur anzuwenden, sondern auch zu erlernen.

Luzide Träume sind für Wissenschaftler eine Möglichkeit, neue Erkenntnisse über das menschliche Bewusstsein und das Gehirn zu erlangen. Dies führte wiederrum zu neuen Behandlungsmethoden für Menschen mit Albträumen oder psychischen Erkrankungen, wie zum Beispiel Psychosen.

Wer unter Albträumen leidet, hat oftmals Angst vor dem Schlafengehen. Eine intensive Auseinandersetzung mit den persönlichen Ängsten ist wichtig, um die Ursachen für Albträume besser zu verstehen.

Durch luzide Träume kann der Betroffene im Traum anders auf die erschreckenden Bilder reagieren oder diese sogar abwenden und die Erinnerung an sie überschreiben. Auch Menschen, die unter Depressionen leiden, könnten durch die Praktik des Klarträumens wieder mehr Kontrolle über ihr Bewusstsein erlangen.

Risiken von luziden Träumen

Doch welche Risiken birgt eine solche Auseinandersetzung mit dem Unterbewusstsein eigentlich? In dem Film Inception verliert sich die Ehefrau des Protagonisten in ihren Träumen und weiß schließlich nicht mehr zwischen Realität und Traumwelt zu unterscheiden. Luzide Träume werden jedoch als generell ungefährlich eingestuft und sollen keine negativen Auswirkungen auf unsere Gesundheit und unsere Schlafqualität haben.

Dennoch kann es durchaus dazu kommen, dass die Praktik zu unangenehmen Erlebnissen führt: Verlierst du im Traum die Kontrolle, fühlen sich auch die negativen Erlebnisse real an. Du siehst dich im Zweifel also direkt mit deinen Ängsten konfrontiert.

Luzide Träume werden jedoch als generell ungefährlich eingestuft und sollen keine negativen Auswirkungen auf unsere Gesundheit und unsere Schlafqualität haben.

Doch kein Grund zur Panik: Zu solchen Kontrollverlusten kommt es eher selten. Dennoch solltest du nicht versuchen, dich leichtfertig und unvorbereitet in einen Klartraum zu stürzen.

Träum weiter! Vorbereitung auf luzide Träume

Um sich in luzide Träume zu versetzen gibt es verschiedene Techniken. Wichtig ist, sich zunächst einmal mit den Themen Schlaf und Träumen zu beschäftigen: Wann, wie und warum träumen wir eigentlich?

So träumen wir

Träumen ist eine Form des subjektiven Erlebens während des Schlafes. Im Traum vermischen sich oft Gefühle, Bilder und bestimmte Szenen zu neuen, häufig bizarren Geschichten oder Eindrücken. Während des Schlafes ist der motorische Kortex, also das Hirnareal, welches unsere Bewegungen steuert, blockiert. Dafür ist unser limbisches System aktiver: Unsere Emotionen und Gefühle bekommen mehr Gewicht.

Der präfrontale Cortex, der unser planerisches, rationales Denken kontrolliert, ist im Traum weniger aktiv als im Wachzustand. Träumen ist in erster Linie eine Form der Verarbeitung unserer Erlebnisse und Gefühle. Dabei können verdeckte Triebe, Gedanken oder Zusammenhänge zum Vorschein kommen.

Träumen ist in erster Linie eine Form der Verarbeitung unserer Erlebnisse und Gefühle.

So schlafen wir

Unser Schlaf lässt sich in fünf Schlafphasen unterteilen, die sich zyklisch wiederholen. Man unterscheidet zwischen der Einschlafphase, dem leichten Schlaf, dem Übergang zum Tiefschlaf, dem Tiefschlaf und dem REM-Schlaf. Der REM-Schlaf (Rapid-Eye-Movement) beschreibt die Phase, in der wir am meisten und am bewusstesten träumen.

Die fünf aufeinanderfolgenden Schlafphasen dauern ungefähr 60 bis 90 Minuten an und wiederholen sich anschließend. Im Laufe der Nacht werden die Tiefschlafphasen kürzer und die REM-Phasen länger. Diese Tatsache kannst du dir bei luziden Träumen zum Vorteil machen.

Zur Vorbereitung auf ein luzides Traumerlebnis ist es sehr wichtig, sich mit dem Phänomen des Klarträumens intensiv zu beschäftigen. Es hilft, sich grundlegend zu informieren und die Möglichkeiten, die das bewusste Träumen ermöglicht, zu verinnerlichen. Ein weiteres wichtiges Element ist die Erinnerung an Träume. In der Zeit, bevor du dich an ein Klartraumerlebnis heran wagst, empfiehlt es sich, ein Traumtagebuch zu führen. So trainierst du die Fähigkeit, dich an deine Träume zu erinnern.

Reality Checks

Erinnerst du dich noch an den Kreisel von Leonardo DiCaprios Filmcharakter Dominick Cobb aus Inception? Um zu testen, ob er gerade träumt oder nicht, dreht Dominick einen Kreisel. Hört der Kreisel auch nach einiger Zeit nicht auf sich zu drehen, weiß er, dass er sich in einem Traumzustand befindet. Cooles Gadget, das zur Spannung und zum Verständnis der filmischen Geschichte beiträgt? Sicherlich. Doch tatsächlich ist die Idee hinter Cobbs Kreisel essentiell für die Praktik des luziden Träumens.

Vergewissere dich im Traum, ob du fünf Finger an der Hand hast. Oder verschließe Mund und Nase, um zu schauen, ob du trotzdem atmen kannst.

Möchtest du deinen Traum als solchen erkennen, musst du in der Lage sein, ihn von der Wirklichkeit zu unterscheiden. Das funktioniert am einfachsten über sogenannte "Reality Checks". Vergewissere dich zum Beispiel, ob du fünf Finger an der Hand hast. Oder verschließe deinen Mund und deine Nase, um zu schauen, ob du trotzdem atmen kannst. Auch der Spruch "Kneif mich, ich glaube ich träume", kommt nicht von ungefähr. Besonders effektiv sind objektgebundene Realitätschecks. Dabei werden Objekte – wie zum Beispiel der Kreisel in Inception – zu Traumindikatoren.

Die Nacht der Nächte

Kommen wir nun zur direkten Vorbereitung des luziden Traums. Es gibt verschiedene Tipps und Tricks, die einen bewussten Traumzustand hervorrufen können. Eine verbreitete Methode, um die Chancen auf einen Klartraum zu erhöhen, ist die "WBTB-Methode", die "Wake-back-to-bed-Methode".

Dabei stellst du dir vor dem Schlafengehen einen Wecker, der nach vier bis sieben Stunden klingelt. Mit den Stundenanzahlen musst du wahrscheinlich zunächst einige Male experimentieren, bis du deine individuelle, optimale Schlafenszeit herausfindest. Wichtig ist, dass du dich beim Klingeln des Weckers weder besonders wach noch besonders müde fühlst.

Nach dem Klingeln des Weckers bleibst du für etwa fünf bis 50 Minuten wach. In dieser Zeit solltest du keine schweren Aktivitäten ausführen und keine alkoholischen oder koffeinhaltigen Getränke konsumieren.

Es empfiehlt sich, sich in der Wachphase noch einmal intensiv mit luziden Träumen zu beschäftigen. Du kannst dir auch konkrete Aufgaben für den erwarteten Klartraum stellen und dich generell für den Prozess motivieren. Bevor du weiterschläfst verinnerlichst du dann den Wunsch, dich nach dem Einschlafen bewusst in einem Traumzustand wiederzufinden.

MILD

Hier kommt die "MILD-Technik" ins Spiel. "MILD" steht für "Mnemonic Induced Lucid Dream", ein "gedächtnis-induzierter Klartraum" also. Für diese Praktik ist es essentiell, dass du den bewussten Traumzustand im Vorhinein suggerierst und verinnerlichst. Du überzeugst dich sozusagen selbst von der Möglichkeit des Klarträumens.

Am effektivsten ist diese Überzeugungstechnik kurz vor dem Wiedereinschlafen in der WBTB-Methode. Wiederholst du beispielsweise den Satz "Ich werde gleich merken, dass ich träume" mehrere Male, steigert das die Wahrscheinlichkeit, tatsächlich zu merken, dass du träumst.

Nach der Wachphase ist dein Kopf wacher und kritischer. Da du bereits einige Stunden erholsamen Schlaf hinter dir hast, steigt der Körper höchstwahrscheinlich direkt in die REM-Schlafphase ein. Im besten Fall schaffst du es direkt im nächsten Traum, unterbewusst einen Reality Check durchzuführen oder durch die vorherige Verinnerlichung bewusst zu träumen. Wachst du nach einiger Zeit wieder auf ohne klargeträumt zu haben, gibt es wiederrum einige Tipps, um doch noch einen luziden Traum zu haben.

Um dein Bewusstsein und die Vorstellungskraft anzuregen, versuchst du, dich selbst vor einem Spiegel zu verbildlichen.

Wenn du innerhalb der REM-Phase sozusagen "erfolglos" aufwachst, solltest du unbedingt unbewegt liegen bleiben und die Augen zulassen. Um dein Bewusstsein und die Vorstellungskraft anzuregen, versuchst du, dich selbst vor einem Spiegel zu verbildlichen. Allein durch diesen Denkprozess steigen viele bereits in einen Klartraum ein. Sie schlafen mit dem Gedanken an eine außerkörperliche Selbstwahrnehmung wieder ein.

Trennungstechniken

Sollte diese Methode nicht funktionieren, gibt es die sogenannten Trennungstechniken. Trennungstechniken machen es sich zur Aufgabe, eine außerkörperliche Erfahrung zu suggerieren. Dabei führst du eine Bewegung lediglich in deiner Vorstellung durch, und trennst somit dein körperliches Ich von deinem geistigen Ich. Die vier gängigsten Trennungstechniken beim luziden Träumen sind:

  • Aus dem eigenen Körper herausrollen
  • Von der Matratze hochfliegen
  • In die Matratze sinken
  • Vom Bett aufstehen

Das alles passiert natürlich ohne aktive physische Bewegung. Dein Geist wird somit dazu angeregt anzuerkennen, dass deine Vorstellungskraft in der Lage ist, Handlungen jenseits der Realität auszuführen und erlebbar zu machen.

Zyklustechniken

Nicht jedes Unterbewusstsein funktioniert auf die gleiche Art und Weise. Klarträumen fällt dem einen leichter, der anderen weniger leicht. Manchmal befindet man sich auch nach den Trennungstechniken noch im Wachzustand. Doch nicht verzagen! Ein paar Tipps haben wir noch im Ärmel.

Zyklustechniken funktionieren ähnlich wie Trennungsmethoden, leben allerdings von der Wiederholung. Auch hier führst du Dinge im Geiste aus, bis die Erfahrungen sich real anfühlen.

Die zentralen Zyklustechniken sind: Hände reiben, Fahrrad fahren, Schwimmen, um die eigene Achse drehen und Bilder aus der Ferne beobachten. Jede Handlung sollte etwa drei bis fünf Sekunden imaginär durchgeführt werden. Spürst du beim Schwimmen plötzlich Wasser zwischen den Händen, war die Zyklustechnik erfolgreich und du erlangst Zutritt zu einem luziden Traum. Wenn nicht, kannst du die Zyklen erneut ausführen.

Übung macht den Meister. Klarträumen ist eine sehr persönliche Erfahrung.

Führen auch die Zyklustechniken nicht zum direkten Erfolgt, solltest du dich nicht entmutigen lassen. Das A und O beim luziden Träumen ist der Glaube an die Möglichkeit des luziden Träumens. Je mehr du die Thematik verinnerlichst, desto besser.

Wie immer gilt: Übung macht den Meister. Selbstverständlich gibt es noch sehr viel mehr Techniken. Klarträumen ist eine sehr persönliche Erfahrung. Du solltest deshalb dein eigenes Traumverhalten, deine Vorstellungskraft und dein Bewusstsein so gut es geht erforschen, um dann das optimale Verfahren für dich festzulegen.

Weitere Tipps

Es gibt neben den beschriebenen Techniken auch noch andere Methoden, die für luzide Träume hilfreich sein können. Manche Menschen schwören auf "Calea Zacatechichi", das sogenannte "Traumkraut". Das ist ein pflanzliches Mittel, welches für den Prozess des Klarträumens förderlich sein soll. Auch gesunde Ernährung kann helfen.

Die "Binaural Beats" sind eine akustische Täuschung, die zur Förderung von Entspannung, Konzentration und Schlaf eingesetzt wird. Simplere Helferlein sind zum Beispiel Schlafmasken.

Luzides Träumen sollte keinesfalls eine Methode sein, um der Realität gänzlich zu entfliehen. Es ist jedoch nicht verwerflich, sich die faszinierenden Möglichkeiten des menschlichen Bewusstseins, beziehungsweise Unterbewusstseins, gelegentlich zum Vorteil zu machen. Luzides Träumen kann eine positive therapeutische Wirkung haben. Auch die generelle Auseinandersetzung mit unserem Schlaf und unseren Träumen schadet nicht.

Luzides Träumen sollte keinesfalls eine Methode sein, um der Realität gänzlich zu entfliehen.

Wer Lust bekommen hat, im Schlaf die Gesetze der Physik auf den Kopf zu stellen, in ferne Länder zu reisen oder auf ein Pizza-Date mit Leonardo zu gehen, sollte sich auf alle Fälle weiter mit der Welt der luziden Träumen beschäftigen.

Häufige Fragen zum Artikel

Lara Krüger

Achtsamkeitsexpertin

Lara studiert Kommunikationswissenschaften und ist leidenschaftliche Langschläferin. In ihrer Freizeit macht sie Yoga, geht wandern oder angelt. Bei besserschlafen.de ist Lara Expertin für Achtsamkeit und die Arbeitswelt.

lara@besserschlafen.de