Die Angst und die Angststörung
In Deutschland liegen Angst- und Panikstörungen mit rund 12 Millionen Betroffenen an der Spitze der diagnostizierten psychischen Erkrankungen, so die Deutsche Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde e. V. (DGPPN).
Die 27-Jährige Studentin Nadja W. leidet seit ihrem 20. Lebensjahr unter einer Angststörung:
Die Diagnose, dass ich unter einer Angststörung leide, habe ich eigentlich nur durch Zufall bekommen: Ich war aufgrund von Magen-Darmbeschwerden bei meiner Hausärztin. Sie schickte mich dann zum Psychologen und nach einer Sitzung war die Diagnose gestellt.
Ein Kribbeln in den Fingern, Schwindel, eine zunehmend stärker werdende Enge im Brustkorb, schmerzhafte Muskelverspannungen, unkontrollierbare Schweißausbrüche und Atemnot sind nur einige von vielen Symptomen, die während einer Panikattacke auftreten können.
Viele Betroffene berichten sogar von Todesängsten während einer solchen Panikattacke, so Dipl.-Psychologin Heike Alsleben. Fest steht, Angst ist kein Gespenst, das im Kopf herumschwirrt: Angst ist körperlich erfahrbar.
Dabei ist Angst nichts Böses, das es zu verteufeln gilt und nicht jede Angst ist gleich krankhaft. Auch wenn sie oft als unangenehm wahrgenommen wird, gehört das Gefühl von Angst, genauso wie z.B. Freude oder Wut, zu den natürlichen Gefühlen, die wir im Laufe unseres Lebens immer wieder durchleben.
Angst ist für den Menschen sogar überlebenswichtig, da sie uns in Gefahrensituationen angemessen reagieren lässt. So sorgt sie zum Beispiel dafür, dass wir blitzschnell auf die Bremse drücken, wenn sich vor uns ein Unfall abspielt oder die Flucht ergreifen, wenn jemand eine Waffe zückt. Sie ist ein natürlicher Schutzmechanismus und kann demnach auch ein guter Berater sein.
Ein Kind, das noch nicht über die Erfahrung und das Wissen verfügt, dass das Berühren einer heißen Herdplatte zu Verletzungen führen kann und demnach eine potentielle Gefahr darstellt, wird sich in den meisten Fällen nicht davor scheuen diese heiße Herdplatte zu berühren. Erst die schmerzvolle Erfahrung oder das vermittelte Wissen der Eltern über die heiße Herdplatte als potentielle Gefahrenquelle, führt beim Kind zu einer veränderten Wahrnehmung hinsichtlich dieser spezifischen Situation.
Anders sieht es bei Angststörungen aus: Hier werden Situationen, die keine reelle und augenblickliche Bedrohung aufweisen, aufgrund von Erwartungsängsten als bedrohlich gewertet, so Dr. med. Michael Rufer, Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie.
Außergewöhnlich stark ausgeprägte Angst, die Betroffene immer wieder in einen Zustand der emotionalen, wie auch körperlichen Anspannung versetzt, unterliegt früheren, oftmals traumatisierenden Erfahrungs-und Erziehungswerten, die im Unterbewusstsein als "bedrohlich" abgespeichert sind. Eine Angstreaktion stellt in jedem Fall eine intelligente Schutzmaßnahme unseres Körpers in Verbindung mit unserem emotionalem Wissen dar.
In den meisten Fällen ist die Vermeidung bestimmter Situationen die Folge einer Angststörung. Aus der Angst, entsteht die Angst vor der Angst. Ein Teufelskreis, der für Betroffene in aller Regel mit starkem Leidensdruck und einer deutlichen Einschränkung der Lebensqualität einhergeht.
Angststörungen
Panikstörung
Es gibt verschiedene Formen der Angststörung, die man voneinander unterscheiden muss. Eine davon ist die sogenannte Panikstörung. Diese Form der Angsterkrankung wird auch als „Angst aus heiterem Himmel“ beschrieben, erklärt Dr. med. Michael Rufer. Charakteristisch für eine Panikstörung ist das plötzliche und unerwartete Auftreten von Panikattacken ohne spezifische und bewusst wahrgenommene Reizsituation.
Da Betroffene zunächst keinen nachvollziehbaren Grund oder auslösenden Reiz (Trigger) für das Auftreten der Panikattacke ausmachen können, steigt die Angst vor einer weiteren Attacke und wird so zu einem ständigen Begleiter. Was daraus resultiert, ist die Vermeidung bestimmter Orte oder Situationen, in denen Betroffene in der Vergangenheit bereits eine Panikattacke erlitten haben (Agoraphobie).
Bis die ärztliche Diagnose einer Angststörung gestellt ist, werden die körperlich erlebten Symptome, die während einer solchen Angstreaktion auftreten (z.B. ein Engegefühl in der Brust, Herzrasen, Zittern oder verschwommenes Sehen), von den Betroffenen oftmals als gefährliche körperliche Erkrankung gedeutet. Dies kann, laut Dipl.-Psychologin Heike Alsleben, zu einer Intensivierung der Angstreaktion führen.
Phobische Störung
Eine weitere Form der Angststörung sind die phobischen Störungen, die sich wiederum in drei diversen Phobie-Typen aufteilen lassen. Mit deutschlandweit 5 Millionen Betroffenen, gehören Phobische Störungen zu der weit verbreitesten Form der Angststörung, wie neueste Studien zeigen.
Die Ängste beziehen sich, anders als bei der Panikstörung, auf spezifische und bestimmte Situationen, Orte oder Objekte. Bei den Betroffenen kommt es, wie Dipl.-Psychologin Heike Alsleben bestätigt, zu Vermeidungsverhalten, bei denen die spezifischen, Angst auslösenden Reize zu großen Teilen gemieden werden.
Die Agoraphobie bezieht sich auf die Angst vor bestimmten Situationen und Orten. Im genaueren Sinne geht es hier um Situationen und Orte mit eingeschränkten oder erschwerten Fluchtmöglichkeiten. Veranstaltungen mit großen Menschenmengen, wie z.B. Konzerte, das Fahren in Aufzügen, aber auch die Nutzung von öffentlichen Verkehrsmitteln sind nur einige von vielen Situationen und Orte, die von Menschen mit einer Agoraphobie als bedrohlich wahrgenommen werden können.
Die sozialen Phobien beziehen sich auf die Angst vor und in sozialen Situationen. Hier treffen meist ungefährliche soziale Situationen auf außergewöhnlich stark ausgeprägte Erwartungsängste und Gefühlen der Panik und des Kontrollverlusts. Die Situationen können sich auf Aufgaben und Szenarien beziehen, denen Menschen alltäglich ausgesetzt sind.
Ob es das gemeinsame Essen mit anderen Menschen ist, das Halten einer Rede oder die Interaktion mit Menschen, die man nicht kennt – die Situationen, die von betroffenen Personen als bedrohlich wahrgenommen werden, sind vielfältig und gehen meist mit einer erheblichen Beeinträchtigung der Lebensqualität einher.
Der Rückzug ins Private und die soziale Isolation als Vermeidungsstrategie ist nicht selten die schmerzliche Folge von Sozialen Phobien.
Ähnlich erging es auch Nadja. Sie zog sich immer mehr zurück und baute sich einen Schutzkokon, aus dem sie sich mit der Zeit immer seltener herauswagte. Alltägliche Aufgaben, wie der Supermarkteinkauf oder das Führen von Telefongesprächen, wurden für sie zu gefährlichen Szenarien, die es zu vermeiden galt.
Einfach rausgehen und mich mit Freunden treffen, mich in die Warteschlange in der Bank zu stellen, um Geld abzuheben oder einfach in die Uni zu gehen, kosteten mich unglaublich viel Kraft und Überwindung: So Dinge, die für Andere Alltag waren und ohne viel Nachdenken absolviert wurden. Also versuchte ich viel zu Hause zu schaffen und igelte mich ein. Ging irgendwann nur noch ganz selten raus. Und dann halt auch immer der Gedanke, was andere von mir denken könnten – egal ob Familie, Freunde oder Fremde.
Doch Nadja ist kein Einzelfall: In den meisten Fällen geht eine soziale Phobie mit der Angst vor Ablehnung oder negativer Beurteilung anderer einher. Neue Beziehungen zu schließen und zu pflegen ist für Personen, die unter sozialer Phobie leiden, ein schweres Unterfangen, das mit emotionaler, wie auch körperlicher Anstrengung verbunden ist.
Die spezifische Phobie bezieht sich auf die Angst vor Tieren, Objekten oder auch Situationen. Beispiele für eine derartige spezifische Phobie ist z.B. die Angst vor Dunkelheit, eine Schlangenphobie oder auch die Angst vor tiefen Gewässern. Auch hier tendieren die Betroffenen dazu, diese spezifischen Angstsituationen zu vermeiden.
Generalisierte Angststörung
Die generalisierte Angststörung zeigt sich bei betroffenen Personen durch langanhaltende und unangemessen stark ausgeprägte Sorgen und Ängste in Bezug zu vielfältigen Bereichen des Lebens (z.B. Gesundheit, Arbeit, Familie oder Finanzen). Die langanhaltenden Ängste und Sorgen führen wiederum zu einer emotionalen, sowie körperlichen Anspannung.
Im Vergleich zu anderen Angststörungen, sind die Sorgen und Ängste bei einer generalisierten Angststörung nicht auf eine bestimmte Sache oder Situation begrenzt. Sie umfassen alle Lebensbereiche und sind variabel. Das macht die generalisierte Angststörung zu einer besonders schwerwiegenden Form der Angststörung.. Betroffene erleben diese Sorgen und Ängste als unkontrollierbar und bedrohlich.
Die körperlichen Symptome, die mit einer generalisierten Angststörung einher gehen können, sind unter anderem Spannungskopfschmerzen, Schwindelgefühle, körperliche Unruhe oder Konzentrations- und Schlafstörungen. In vielen Fällen kann eine langanhaltende generalisierte Angststörungen Depressionen zur Folge haben, so Dr. med. Michael Rufer. (Quelle: Ängste verstehen und überwinden; Dr. Doris Wolf)
Die Angst und der Schlaf
Psychische Faktoren sind die größten Verursacher von Schlafstörungen. Sie gehören in den meisten Fällen zum Krankheitsbild psychischer Erkrankungen, wie der Angststörung, dazu. Zugleich können Schlafstörungen zu einer erheblichen Verschlechterung der psychischen und emotionalen Gesundheit führen.
Schlafstörungen und psychische Erkrankungen stehen demnach in einer wechselseitigen Beziehung zueinander, wie der Schlafforscher und Leiter des Instituts für Schlafforschung und Bioenergetik Frastanz (AT) Dr. med. Günther W. Amann-Jennson bestätigt.
Auch für die 27 jährige Studentin Nadja wurden Schlafprobleme, neben ihrer Angsterkrankung, zu einem festen und kräftezehrenden Wegbegleiter. Beinahe jede Nacht wälzte sie sich von einer Bettseite auf die Andere, lag bis in die Morgenstunden wach und war tagsüber müde und kraftlos.
Ich wusste irgendwann nicht mehr was zu Erst da war: Meine Schlafprobleme oder die Angst. Es war wie ein Teufelskreis.
Ein Grund für die Schlaflosigkeit und deren wechselseitige Beziehung zu psychischen Erkrankungen, ist das Stresshormon Cortisol
Das körpereigene Hormon wird in der Nebennierenrinde produziert und ist Teil unseres Kampf-Flucht-Mechanismus. Dieser uralte biologische Mechanismus unseres Körpers ist dafür da, dass wir in gefährlichen und lebensbedrohlichen Situationen leistungsfähiger sein und somit angemessen reagieren können. Er wird von unserem autonomen Nervensystem gesteuert, welches aus dem sympathischen Nervensystem (Sympathikus) und dem parasympathischen Nervensystem (Parasympathikus) besteht. Innere und äußere Reize, sogenannte Stressoren, aktivieren den Sympathikus, welcher wiederum die Ausschüttung von Adrenalin, Noradrenalin und dem bereits erwähnten Stresshormon Cortisol auslöst.
Nun setzt der Kampf-Flucht-Mechanismus ein: Alle nicht überlebenswichtigen Funktionen unseres Körpers werden jetzt gedrosselt oder gar ganz ausgeschaltet. Durch eine Verengung der Blutgefäße kommt es zu einer Erhöhung des Herzschlags und des Blutdrucks, außerdem kommt es zu einer Erweiterung der Bronchien und der Pupillen, zu einer erhöhten Ausschüttung von Blutzucker und die Verdauung wird gehemmt.
Der Parasympathikus dient hier als Gegenspieler des Sympathikus und führt unseren Körper wieder in den Normalzustand: Der Herzschlag verlangsamt sich, der Blutdruck sinkt wieder, es kommt zu einer Verengung der Bronchien und der Pupillen und die Verdauung wird wieder aktiviert. Nun kann sich unser Körper wieder erholen.
Der Kampf-Flucht-Mechanismus und die damit verbundene Wahrnehmung von bedrohlichen und lebensgefährlichen Situationen sind für uns Menschen lebensnotwendig. Anders sieht es jedoch bei Angststörungen aus: Hier kommt es zu einer Fehlsteuerung dieser Stress- bzw. Angstreaktion, wie Dipl. Psychologin Dr. Heike Alsleben erklärt. Bei Angststörungen beziehen sich die Ängste der Betroffenen nicht auf reelle und gegenwärtig stattfindende bedrohliche Situationen oder Szenarien. Vielmehr geht es hier um Erwartungsängste: Die Angst vor der Angst.
Ungefährliche Situationen oder Dinge werden als gefährlich identifiziert. Die Erwartungsängste werden von Betroffenen einer Angststörung real bedrohlich wahrgenommen, sodass die Angst vor der Angst bereits einen derartig großen Stressfaktor darstellt, der den Kampf-Flucht-Mechanismus und die damit verbundene Cortisol-Ausschüttung in Gang setzt. Mit der Folge, dass Menschen, die unter einer Angsterkrankung leiden, immer wieder unter körperlicher, wie auch psychischer und emotionaler Anspannung stehen. Körper und Geist befinden sich in ständiger Alarmbereitschaft.
Die Ruhephasen, in denen Körper und Geist entspannen und regenerieren können, werden vergleichsweise immer kürzer. Anders als die Hormone Adrenalin und Noradrenalin, baut sich das Stresshormon Cortisol nur sehr langsam ab.
Gerade bei einer generalisierten Angststörung, die sich durch langandauernde Sorgen und zwanghaftes Grübeln auszeichnet, sind Schlafstörungen so in aller Regel eine leidvolle Konsequenz.
Laut Schlafforscher Dr. med. Günther W. Amann-Jensson, ist Schlaf die wichtigste Säule, wenn es um die Gesunderhaltung des Menschen geht. Über den Schlaf kann emotionaler Stress in den Traumphasen verarbeitet werden und Körper und Geist können sich regenerieren. Die Voraussetzung ist jedoch ausreichender und erholsamer Schlaf.
Für Menschen mit einer Angsterkrankung wird diese wechselseitige Beziehung zwischen Schlaf und Gesundheit zum einem Teufelskreis: Der emotionale und psychische Stress führt zu Schlafstörungen. Die Schlafstörungen wiederum intensivieren die Belastung für die psychische, wie auch körperliche Gesundheit.
Der Weg aus der Angst: Entstigmatisierung und Aufklärung
Nach etlichen schlaflosen Nächten und immer stärker werdenden Angstattacken, sah sich Nadja an ihrem persönlichen Tiefpunkt angekommen. Eine lähmende Hoffnungslosigkeit machte sich langsam breit. Zu diesem Zeitpunkt war Nadja 22 Jahre alt. Dass ihre Angstattacken, ihre unkontrollierbaren Sorgen und negativen Gedanken, die ihr Leben seit nun mehr zwei Jahren auf den Kopf stellten, Symptome einer Angsterkrankung sein könnten, hatte sie bis dahin nie in Erwähnung gezogen.
Bis heute sind psychische Erkrankungen ein Tabuthema und leider immer noch mit gewissen Stigmata behaftet. Gerade in unserer modernen Arbeits- und Leistungsgesellschaft, in der Karriere und wirtschaftliches Schaffen das Fundament unserer Identität darstellen, wird es immer schwerer aus dem Karussell des Funktionierens auszusteigen. Ein Abweichen von der "Norm" wird mit gesellschaftlichem Ausschluss bestraft. Aus Furcht vor sozialer Isolation, leiden Betroffene oft im Geheimen und bleiben so für den Rest der Gesellschaft unsichtbar.
Viele Erkrankungen bleiben undiagnostiziert. Gerade Jugendliche und junge Erwachsene leiden jahrelang bis eine Diagnose fällt - wenn sie denn überhaupt fällt. Scham und Schuldgefühle rücken in den Vordergrund und erschweren den bereits schmerzhaften Weg um das Vielfache. Der oftmals große bürokratische Aufwand, der mit der Findung einer geeigneten Therapiestelle verbunden ist, stellt eine zusätzliche Hürde Richtung Heilung dar.
Niemand bringt einem bei, wie sich psychische Erkrankungen bemerkbar machen. Man kennt die Symptome einer Erkältung, aber bei psychischen Erkrankungen sieht das anders aus. Da fehlt einfach die Aufklärung. Das ist für die Mehrheit der Gesellschaft immer noch ein heikles Thema, über das man lieber hinter verschlossen Türen redet. Für Betroffene, wie mich, ist das folgenreich. Meine Diagnose fiel rein zufällig. Andere leiden jahrelang, ohne zu wissen, was los ist. (Nadja W.)
Für Nadja war die Diagnose der Wendepunkt in Richtung Heilung. Wenn es um die Heilung von psychischen Erkrankungen, wie von Angststörungen geht, ist der erste und wichtigste Schritt die Aufklärung und Entstigmatisierung von eben diesen psychischen Erkrankungen. Ein öffentlicher Diskurs bleibt für Betroffene, sowie deren Angehörige, unabdingbar.
6 Strategien, die bei Angststörungen helfen
1. Eine geeignete Therapiestelle
Neben zahlreicher Fachliteratur und der Möglichkeit online an eine Fülle von Informationen zu kommen, bleibt der ärztliche Dienst und eine geeignete Therapiestelle unabdingbar. Obwohl es eine Menge Überwindung kosten und mit Scham verbunden sein kann, kann eine geeignete Stelle wichtige professionelle Hilfe leisten und fachliche Behandlungsmethoden ermöglichen. Erste Anlaufstelle kann zunächst auch der hausärztliche Dienst sein, der dann weiter vermittelt.
Hier findest du ein paar Anlaufstellen:
2. Eine ganzheitliche Perspektive
Neben der wichtigen ärztlichen Hilfe, rücken immer öfter alternative Behandlungsmethoden, abseits der westlichen Schulmedizin, ins Zentrum der Aufmerksamkeit. Eine ganzheitliche Vorstellung von Gesundheit, die sich als Beziehung zwischen Körper und Geist versteht, wird demnach zunehmend wichtiger.
So ist Meditation nicht länger nur ein Thema in spirituellen Kreisen. Auch Hirnforscher bestätigen die positiven Auswirkungen von Meditation auf unser Nervensystem. Die bewusste Entschleunigung schafft Ruhe, gibt Kraft und wirkt stressabbauend. Mittlerweile gibt es einige Apps mit deren Hilfe du verschiedene Meditationstechniken erlernen und ausüben kannst.
3. Progressive Muskelentspannung
Die progressive Muskelentspannung ist ein Verfahren, das von dem Physiologen Edmund Jacobson entwickelt wurde. Hier soll die bewusste An– und Entspannung bestimmter Muskelbereiche, eine körperliche Entspannung hervorrufen. Dieses Verfahren wird in der kognitiven Verhaltenstherapie am häufigsten verwendet.
4. Ein gesunder Lebensstil
Sport regt bekanntermaßen die Ausschüttung der Wohlfühlhormone Endorphin und Serotonin an und hilft so nachweislich beim Abbau des Stresshormons Cortisol. Aber auch eine ausgewogene Ernährung ist wichtig für unsere Gesunderhaltung:
Gesunde Fette (z.B. Nüsse, Oliven oder Chia-Samen), komplexe Kohlenhydrate (z.B. Hülsenfrüchte, Kartoffeln oder Vollkornprodukte) und hochwertige Proteine (z.B. Thunfisch, Lachs oder Joghurt) sind die drei Hauptkomponenten für eine gesunde Ernährung. Außerdem senken sie den Cortisolspiegel und wirken demnach auch stresslindernd.
Zucker und raffinierte Kohlenhydrate in hohen Mengen führen zu Schwankungen des Blutzuckerspiegels, welche wiederum eine Stress – bzw. Angstreaktion unseres Körpers zur Folge haben können. Da Betroffene von Angststörungen oftmals unter einer erhöhten Anspannung und Nervosität stehen, sollte auf Koffein, aufgrund seiner aufputschenden Wirkung, idealerweise verzichtet werden.
Klingt banal, hilft aber wirklich: Während einer Panikattacke kann es zur Hyperventilation kommen. Um dem entgegenzuwirken, hilft eine bewusste und ruhige Atmung. Tief durch die Nase einatmen und langsam durch den Mund wieder ausatmen.
Während einer Panikattacke, kann die ganze Welt um einen herum verschwimmen. Negative Gedanken und körperliches Unbehagen stehen während einer Panikattacke im Fokus der Wahrnehmung. Umso wichtiger ist es, zu versuchen den Fokus in eine andere Richtung zu lenken. Klingt einfacher als getan, aber vielleicht kann dir die 5-4-3-2-1-Übung von Yvonne Dolan dabei helfen:
1. Schaue dich um und versuche dein Umfeld bewusst wahrzunehmen.
2. Zähle fünf Dinge in deinem direkten Umfeld auf, die du sehen kannst.
3. Zähle nun vier Dinge auf, die du anfassen kannst.
4. Zähle nun drei Dinge auf, die du hören kannst.
5. Zähle nun zwei Dinge auf, die du riechen kannst.
6. Zähle nun eine Sache auf, die du schmecken kannst.
Wenn nötig, kannst du diese Übung auch öfter wiederholen.
Häufige Fragen zum Artikel
Bei einer Angststörung werden Situationen, die keine reelle und augenblickliche Bedrohung aufweisen, aufgrund von Erwartungsängsten als bedrohlich gewertet. Meist ist die Vermeidung bestimmter Situationen die Folge einer Angststörung. Aus der Angst, entsteht die Angst vor der Angst (Erwartungsangst).
Angst und das Erleben von Angst unterliegt früheren Erfahrungs-und Erziehungswerten, die im Unterbewusstsein als "bedrohlich" abgespeichert sind. Eine Angststörung geht auf oftmals traumatisierende und prägende Erlebnisse in der Vergangenheit zurück, die den Betroffenen bis heute unbewusst umtreiben.
Angstreize führen zu einer Ausschüttung unseres Stresshormons Cortisol. Dieses Hormon ist der Gegenspieler unseres Schlafhormons Melatonin und hemmt seine Ausschüttung, was sich negativ auf unseren Schlaf auswirkt.
Bei langandauernden Angstzuständen kommt es zu einem dauerhaft erhöhten Cortisol-Spiegel: körperliche und emotionale Anspannung und Schlafstörungen sind die leidvolle Folge.
Eine Panikattacke ist eine Stress - bzw. Angstreaktion unseres Körpers auf einen Reiz (Trigger). In Folge dessen wird unser Stresshormon Cortisol ausgeschüttet und unser Fucht-oder-Kampf-Mechanismus wird aktiv: Unsere Blutgefäße verengen sich, unser Herzschlag und Blutdruck erhöhen sich und unsere Bronchien und Pupillen erweitern sich. Außerdem kommt es zu einer erhöhten Blutzucker-Ausschüttung und unsere Verdauung wird gehemmt.
Nein. Auch wenn eine Panikattacke oft mit einer Vielzahl an körperlichen Symptomen einher geht, die sich unangenehm und schmerzhaft anfühlen können: Es ist nicht möglich durch eine Panikkattacke zu sterben.